Hartz IV ist so gering bemessen, dass Experten vor „verstecktem Hunger“ und Mangelernährung warnen.
Die Meinung, dass in Deutschland niemand hungern muss, wird nach aktuellen Untersuchungen ins Wackeln kommen. Wie der Ernährungswissenschaftler von der Universität Hohenheim, Prof. Hans Konrad Biesalski, in einem Interview mit dem „Tagesspiegel am Sonntag“ erklärte, „leiden viele Menschen in Deutschland an verstecktem Hunger“. Besonders Kinder in armen Familien, die von Hartz IV leben müssen, seien betroffen. Ihnen fehlen häufig wichtige Nährstoffe, so der Wissenschaftler.
Ursächlich dafür sei aber kein Mangel an Lebensmitteln, sondern eine einseitige Ernährung. Einerseits aus Unwissenheit und andererseits – was nicht so einfach beeinflussbar ist – aus finanzieller Not heraus sowie der zunehmenden Industrialisierung. Häufig muss schon, aufgrund des niedrigen Hartz IV Regelsatzes, der Anspruch an Lebensmittel auf Billigprodukte minderer Qualität heruntergeschraubt werden.
„Es geht nicht nur darum, satt zu werden, sondern vor allem darum, gesund zu bleiben“, führte der Forscher weiter aus. Dabei verwies Biesalski auf die Untersuchungen des Welternährungsorganisation FAO, welche herausgefunden hatte, dass Mangelernährung durch fehlende Vitamine und Nährstoffe zu Wachsstumsstörungen und anderen Krankheiten führen kann. Dies hat aber nicht nur Folgen für den Betroffenen selbst, sondern für die ganze Gesellschaft. So mindern die Folgen der Mangelernährung die Produktivität und steigern resultierend aus diesem Umstand den Bedarf an Sozialleistungen. Der Forscher kritisierte, dass diese Problematik im aktuellen Armutsbericht der Regierung zwar erwähnt, aber nicht hinreichend debattiert wurde.
Beispiel zum Regelsatz: Im aktuellen Hartz IV Regelsatz von 399 Euro sind vom Gesetzgeber für einen alleinstehenden Bedürftigen 141,65 Euro monatlich für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke vorgesehen. Bei einem Monat mit 31 Tagen macht das 4,57 Euro täglich.