Von rund 26,9 Milliarden Euro, die jährlich für Weiterbildung investiert werden, stammen lediglich 6,3 Milliarden Euro aus öffentlicher Hand. Das ist zu wenig, bemängelt die Bertelsmann Stiftung. Die Universität Duisburg-Essen hat in ihrem Auftrag genauer hingeschaut und die Zahlen bis 2015 ausgewertet. Hartz IV Empfänger und Geringqualifizierte bleiben demnach weitgehend außen vor.
Mangelndes staatliches Engagement
Um für die ständig steigenden Anforderungen der Berufswelt gewappnet zu sein, ist Weiterbildung unentbehrlich. Das sollte die Bundesanstalt für Arbeit wissen. Doch statt in sinnvolle Maßnahmen zu investieren, schicken Jobcenter Empfänger von Hartz IV in Kurse, um Bilder auszumalen und mit Papier zu basteln (wir berichteten).
Dass etwas nicht stimmt im Staate Deutschland bestätigt jetzt auch die Bertelsmann Stiftung. Deren Vorstand, Jörg Dräger, mahnt: „Weiterbildung war zu lange das Stiefkind der öffentlichen Bildungsfinanzierung und erreicht noch immer nicht diejenigen, die besonders auf Unterstützung angewiesen sind.“ Immerhin: Auf der anderen Seite fließt mehr Geld in Kindergärten, Schulen, Berufsschulen und Universitäten.
Bedarfsgerechte Ausbildung ist elementar
Von den 6,3 Milliarden Euro, die für Weiterbildung aufgebracht wurden, profitierten laut Studie vor allem Bezieher von Arbeitslosengeld I. Hartz IV Empfänger und Geringqualifizierte hingegen schauten weitgehend in die Röhre, obwohl 4,6 Millionen Betroffene keine abgeschlossene Berufsausbildung haben.
Das generelle Problem: Lediglich 7,7 Prozent der Personen, die von Armut gefährdet sind, und 5,6 Prozent derer ohne Berufsabschluss besuchten eine Weiterbildung. Daher müsse der Staat, so Dräger, deutlich stärker berufsbegleitende Qualifizierungen fördern, die zu einem vollwertigen Abschluss führen, und darüber hinaus mehr Mittel für Hartz IV Empfänger bereitstellen.
Das Ziel laute, „eine Brücke in die neue Arbeitswelt zu bauen“, sagt auch IG-Metall-Chef Jörg Hoffmann. Ins gleiche Horn stößt Ralf Sikorski von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie:
„Wir wollen Beschäftigte auf die Anforderungen und Berufsfelder der Zukunft weiter qualifizieren, bevor sie arbeitslos werden.“
Ob diese Wünsche in die Pläne für die Reform des Sozialstaats einfließen? Wer weiß.
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