Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens erfreut sich vieler Anhänger in Politik und Gesellschaft. Nun soll ein mehrjähriges Pilotprojekt testen, inwiefern sich der Alltag der Bürger und Bürgerinnen der Bundesrepublik mit 1.200 Euro extra verändert.
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Langzeitstudie soll Effekte des Grundeinkommens beobachten
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW Berlin) führt in Kooperation mit dem Verein Mein Grundeinkommen eine Langzeitstudie zum bedingungslosen Grundeinkommen durch. Dabei sollen 120 Menschen 3 Jahre lang 1.200 Euro monatlich dazu bekommen. Ziel der Studie ist es, den Effekt des Grundeinkommens auf Verhalten und Befinden der Testpersonen näher zu beleuchten und so dessen Wirkungsweise wissenschaftlich festzuhalten. Untersucht würden dabei unter anderem Stresslevel, soziale Kontakte und eventuelle psychische Veränderungen der Probanden.
Grundeinkommen zusätzlich und ohne Abzüge
Das Grundeinkommen wird den Testpersonen zusätzlich und ohne Abzüge zu ihrem Einkommen ausgezahlt, wird allerdings auf Sozialleistungen angerechnet. Befinden sich die Probanden also beispielsweise im Hartz IV Bezug, würden das Geld den Hartz IV Regelsatz entsprechend schmälern. Finanziert wird die Studie über Spenden.
Interessierte konnten sich bewerben und sich so potentiell einen Platz in der Studie sichern. Aus den eingegangenen Bewerbungen wählen die Wissenschaftler anhand spezieller Kriterien die glücklichen Testpersonen in mehreren Runden aus.
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1 Million Bewerber in 3 Tagen
Die Bewerbungsphase sollte ursprünglich bis zum 10. November 2020 andauern. Um eine verlässliche Datengrundlage zu haben, hoffte man, dass sich bis dahin die nötigen 1 Million Bewerber gefunden hätten – doch weit gefehlt. Anstatt innerhalb der angepeilten 3 Monate, wurde das Ziel bereits in 3 Tagen erreicht. Dadurch werden nun keine neuen Bewerber mehr zugelassen.
Kanzlerkandidat dagegen: „Das ist Neoliberalismus“
Das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens ist umstritten. Auch Finanzminister Olaf Scholz zählt sich zu den Kritikern. Für ihn sei das Grundeinkommen mit jährlichen Kosten von 1 Billion Euro nicht zu finanzieren:
„Das wäre Neoliberalismus. Und wenn man fair und richtig rechnet, ist das auch unbezahlbar“, so der Kanzlerkandidat gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
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Eine Einführung der Zusatzzahlung würde den Sozialstaat aus den Angeln heben, meint Scholz. Besonders Arbeitslosen- und Rentenversicherung würden dadurch gefährdet werden.
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