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Ohne Ausweg: Hartz IV wird für viele zur Einbahnstraße

Für viele Leistungsbezieher wird Hartz IV zum Dauerzustand, so die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Von den 6,125 Millionen Menschen die auf Hartz IV und Sozialgeld angewiesen waren (im Juni 2014), waren bereits mit 46,3 Prozent fast die Hälfte schon länger als vier Jahre auf die Sozialleistungen angewiesen. Der kurz- bzw. mittelfristige Leistungsbezug bis zu zwölf Monaten ist mit 22,4 Prozent bzw. nicht einmal einem Viertel der Bezieher, eher selten anzutreffen.

Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hat die Verweildauern im Bezug von Leistungen nach dem SGB II untersucht und die aktuell veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit aus April 2015 herangezogen. Der Großteil der Leistungsbezieher, mit einem Anteil von 46,3 Prozent kommt kaum bis gar nicht aus der aus der Hartz IV Falle heraus und verweilt vier Jahre und länger in der Abhängigkeit der Jobcenter.

Verweildauern im Hartz IV Bezug

Zudem lässt sich den Zahlen der BA auch ein Ost-West Gefälle erkennen. Von den im Juni 2014 mit insgesamt 6.125.656 gemeldeten Leistungsbeziehern stammtem 4.278.692 aus den alten Bundesländern, 1.846.964 aus den neuen. Während im Westen 43,6 Prozent der Leistungsempfänger länger als vier Jahre im Hartz IV Bezug stehen, sind es im Osten der Bundesrepublik durchschnittlich 52,6 Prozent. Dabei hängt die Dauer stark von der Wirtschaftslage und Arbeitsmarktsituation der Region ab.

Deutlich länger fällt die Bezugsdauer in Städten mit besonders hoher Arbeitslosigkeit aus, wie beispielsweise im Ruhrgebiet. Während in ganz Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 46 Prozent der Hartz IV Empfänger länger als vier Jahre auf die Sozialleistungen angewiesen sind, liegen vereinzelte Städte deutlich über dem Durchschnitt des Bundeslandes, so z.B. Essen miz 52,5 Prozent, Gelsenkirchen mit 51,7 Prozent und Bottrop mit 50,6 Prozent.

Hartz IV Verweildauer über 4 Jahre nach Bundesländern

„Dass viele Menschen langfristig, über mehrere Jahre hinweg abhängig von Hartz IV sind, weist darauf hin, dass es für einen großen Personenkreis äußerst schwierig ist, ein ausreichendes Einkommen zu erzielen und so aus der Bedürftigkeit herauszukommen“, so die Feststellung von Prof. Dr. Gerhard Bäcker vom IAQ.  Lediglich 3,5 Prozent der Leistungsbezieher schafften es im Juni 2014 heraus. Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Leistungsbezuges sehr hoch. Von allen Hartz IV Empfängern, die zwischen Juli 2013 und Juni 2014 aus dem Leistungsbezug ausschieden, erhielten innerhalb von drei Monate etwa 25 Prozent wieder Leistungen der Grundsicherung.

Trotz der vermeintlich guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, haben vor allem Langzeitarbeitslose – insbesondere ältere Leistungsempfänger und Arbeitsuchende mit mehrfachen „Vermittlungshemnissen“ – haben sehr geringe Chancen auf die Eingliederung in ein regulären Beschäftigungsverhältnis, so die Studie.

Alleinerziehende und Aufstocker

Auch Alleinerziehende sind dem hohen Risiko eines Hartz IV Dauerbezuges ausgesetzt. Sie sind zwar grundsätzlich erwerbsfähig, stehen aber dem Arbeitsmarkt aufgrund der Kindeserziehung und -betreuung nicht zur Verfügung. Seit 2005 ist der Anteil der Alleinerziehenden unter allen Hartz IV Empfängern von 10,4 Prozent auf 14,1 Prozent gestiegen.

Hartz4_Alleinerziehende_Statistik20052014

Ebenso ist ein kontinuierlicher Anstieg der Aufstocker zu verzeichnen. Hierbei handelt es sich um Erwerbstätige, deren Einkommen nicht ausreicht, um das Existenzminimum der Bedarfsgemeinschaft zu sichern, so das zusätzlich mit Hartz IV Leistungen aufgestockt werden muss. Lag der Anteil der Aufstocker an allen Hartz IV Beziehern im Jahr 2007 noch bei 23,1 Prozent, so sind es im Jahr 2013 mit 1,31 Millionen Leistungsempfängern bereits 29,6 Prozent und damit fast ein Drittel aller erwerbsfähigen Hilfebedürftigen. Erschreckend dabei ist zudem, dass rund die Hälfte der Hartz IV Aufstocker einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen.

AufstockerH4-Statistik_112014