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Mit Hartz IV ist Wohnraum selbst auf dem Land knapp

Von Großstädten wie Berlin oder Hamburg kennt man es. Dort stehen Interessenten Schlange, um die Chance auf eine günstige Wohnung zu wahren. Auf dem Land ist die Nachfrage zwar geringer. Nichtsdestotrotz mangelt es an Wohnraum, den sich Hartz IV Bedürftige und Familien mit geringem Einkommen leisten können – obwohl die Jobcenter in vielen Gemeinden inzwischen höhere Unterkunfts- und Heizungskosten übernehmen.

Wohnungssuche ohne Chance

Der „WochenSpiegel“ berichtet über einen Fall in Langenlonsheim. Dort wurde einer alleinerziehenden Frau mit fünf Kindern der Mietvertrag gekündigt. Sie muss die Vier-Zimmer-Wohnung innerhalb von drei Monaten verlassen. Trotz Unterstützung durch den Berufsbetreuer und eine Familienhelferin blieben alle Bemühungen um eine neue Unterkunft bislang vergebens.

Obdachlos oder das gewohnte Umfeld verlassen

Die Hartz IV Familie benötigt mindestens vier, im Idealfall fünf Zimmer. Doch selbst in der ländlichen Region ist so gut wie nichts zu finden. Bleibt es dabei, müssen Mutter und Kinder ins Obdachlosenasyl. Das wollen die Helfer vermeiden. „Dafür läuft es in der Entwicklung der Kinder viel zu gut“, sagen sie. Alternativ bliebe nur, sich andernorts zu bemühen – doch selbst in dem Fall stehen die Chancen schlecht.

Sogar geförderte Wohnungen sind zu teuer

Das Bündnis Wohnen Bad Kreuznach macht schon lange auf die Probleme aufmerksam. „Es entstehen zwar allerorten neue Wohnungen, doch die sind so teuer, dass selbst die geförderten Wohnungen für einkommensschwache Familien nicht finanzierbar sind“, erklärt Susanne Syren vom Bündnis Wohnen.

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Nur wenige Offerten entsprechen den Vorgaben

Wie schwer es ist, zeigt das Beispiel der Familie aus Langenlonsheim. In den Verbandsgemeinden Rüdesheim, Langenlonsheim-Stromberg und Bad Kreuznach stehen Hartz IV Bedürftigen für eine entsprechend große Wohnung 657 Euro zu.

In der Stadt steigt der Wert um 20 Euro auf 676 Euro. Selbst einschlägige Portale weisen nur sechs Angebote aus, die den Vorgaben vom Amt entsprechen. Demgegenüber stehen 70 Familien, die sich Hilfe vom Bündnis Wohnen erwarten.

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Mietzuschüsse verpuffen

Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bei Wohnraum, der den Hartz IV Vorgaben entspricht wird in Berlin weitaus schlechter sein. Auch die jetzt höheren Richtwerte sind zwar lobenswert, letztlich aber ein Tropfen auf dem heißen Stein.

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Ähnliches gilt für Bremen. Dort steigen die Zuschüsse zur Miete für alle, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, um bis zu 23 Prozent. Damit soll verhindert werden, dass Betroffene aus teuren Bremer Stadtteilen wegziehen müssen und auch Hartz IV Bedürftige die Chance auf eine Wohnung haben.

Bildnachweis: ChameleonsEye / shutterstock.com