Das Konzept für eine Kindergrundsicherung soll in wenigen Tagen im Bundestag diskutiert werden. Sozialverbände und die Linke machen sich bereits seit einiger Zeit für die Unterstützung stark.
Wer denkt, Kinderarmut sei in einem entwickelten Land wie Deutschland keine ernstzunehmende Bedrohung irrt gewaltig: Die Bertelsmann-Stiftung berichtete im Juli, dass rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche der Bundesrepublik in Armut aufwachsen – umgerechnet mehr als jeder fünfte unter 18-Jährige (21,3 Prozent). Als armutsgefährdet gelten dabei diejenigen, deren Einkommen unter Einbeziehung von möglichen Sozialleistungen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens der deutschen Gesamtbevölkerung liegt.
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1,38 Millionen Kinder armutsgefährdet
Kinder aus Familien im Hartz IV Bezug sind derweil besonders betroffen. Laut Bertelsmann-Stiftung befinden sich etwa 1,38 Millionen armutsgefährdete Kinder im Hartz IV Bezug. Zwar beschloss die Regierung kürzlich ein milliardenschweres Entlastungspaket für Familien, das unter anderem eine Erhöhung des Kindergeldes vorsieht, allerdings profitieren die Ärmsten der Gesellschaft davon in keiner Weise: Das Kindergeld für Familien wird nämlich auf den Hartz IV Regelsatz angerechnet.
Corona-Krise verschlimmerte Armut
Die Corona-Krise verschlimmerte die Situation für Familien im Hartz IV Bezug drastisch. Der Wegfall des kostenlosen Schul- und Kitaessens stellte Eltern vor eine finanzielle Belastungsprobe. Hinzukamen die zeitweiligen Schließungen der Tafeln. Die günstigen Lebensmittelangebote machten es vielen Müttern und Vätern leichter, für eine gesunde und ausgewogene Ernährung ihrer Kinder zu sorgen. Diese Aufgabe gestaltete sich in Corona-Zeiten sehr viel schwieriger.
Kinderbonus kam zu spät
Der einmalige Kinderbonus in Höhe von 300 Euro sei laut Experten in der Pandemie verspätet und wenig zielführend gewesen:
„Ich hätte mir gewünscht, dass schon im Frühjahr, als die Pandemie tobte, an die bedürftigen Familien im Hartz-4-Bezug ein Ernährungsaufschlag von 100 Euro pro Monat gezahlt worden wäre“, so Armutsforscher Christoph Butterwegge gegenüber MDR Jump.
Sozialverbände und Linke beharren auf Kindergrundsicherung
Kaum verwunderlich also, dass die Rufe nach einer Kindergrundsicherung immer lauter werden. Sozialverbände fordern diese schon seit langem, Kinderarmut ist schließlich keine neue Gesellschaftserscheinung. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Paritätische Gesamtverein und andere Verbände setzen sich dabei für eine einkommensunabhängige Unterstützung für Familien ein.
Auch die Linkspartei und die Grünen fordern die Kindergrundsicherung. Auf Antrag der Parteien findet diesbezüglich am 05. Oktober eine Anhörung im Bundestag statt, in der die Anträge der Linken und Grünen beraten werden sollen. Konkret wird ein Gesetzesentwurf mit folgenden Parametern gefordert:
Monatlicher Zuschlag zum Kindergeld für ärmere Familien
- Kinder bis 5 Jahre – 192 Euro
- Kinder zwischen 6 und 13 Jahren – 275 Euro
- Jugendliche ab 14 Jahren – 302 Euro
- Pauschale Wohn- und Heizkosten – 149 Euro
Quelle: Anhörung zur Kindergrundsicherung
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