Deutschland bietet Kindern und Jugendlichen nicht die gleichen Startchancen. Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ), Professor Dr. Karin Böllert, lässt keinen Zweifel daran, dass weit mehr für Kinder aus Hartz IV Familien unternommen werden muss. Das gilt umso mehr mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie. In diesem Sinne ist das Zwei-Milliarden-Euro-Aufholpaket – wie auch das Deutsche Kinderhilfswerk anmerkt – lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein.
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Armut ist für viele Kinder Alltag
Der von der AGJ vorgelegte Kinder- und Jugend(hilfe)MONITOR 2021 nennt die Probleme beim Namen und untermauert die Aussagen mit Zahlen. Demnach wächst jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut auf und 13,1 Prozent aller unter 18-Jährigen leben in einem Hartz IV Haushalt.
Hartz IV: Keine Chancengleichheit für Kinder
Diese Ausgangslage prägt. Vier von zehn Betroffenen sind auch später als junge Erwachsene in Armut gefangen. Lediglich jeder 12. schafft es, sich aus dieser sozialen Lage Richtung „Mitte“ zu arbeiten. Daran wird bereits deutlich, wie ungleich die Startchancen in Deutschland verteilt sind.
Armut verfestigt sich
Ein weiteres Problem: Die Armut verfestigt sich. Während die oberen sozialen Lagen relativ stabil sind und auch in der Mitte der Gesellschaft Aufstiegschancen bestehen, nehmen sie für Hartz IV Empfänger seit den 80er Jahren kontinuierlich ab. Konkret: Die Wahrscheinlichkeit, auch in fünf Jahren noch auf Arbeitslosengeld II angewiesen zu sein, liegt bei 70 Prozent. In den 1980ern betrug die Quote noch 40 Prozent.
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„Das Fatale ist, dass die soziale Karriereleiter unten keine Sprossen hat“, so Professor Dr. Karin Böllert. Diese Situation hat sich während der Corona-Pandemie noch verschlimmert. Kinder seien von der Außenwelt „quasi abgeschnitten“ gewesen. Dadurch habe sich auch der Einstieg in Förderprogramme und Hilfsangebote verschlechtert. Inzwischen rechnet man damit, dass bis zu 100.000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen.
Aufholpaket reicht nicht
Um diese Probleme zu bekämpfen, wurde ein Aufholpaket in Höhe von zwei Milliarden Euro aufgelegt. Das Deutsche Kinderhilfswerk mahnt allerdings, dass damit gerade einmal 150 Euro pro Kind zur Verfügung stehen. Der Präsident des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, erklärt: „Das wird bei Weitem nicht ausreichen, um auch nur annähernd die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen zur Bewältigung der Corona-Pandemie zu decken.“
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