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Hartz IV Quote steigt dramatisch an

Mann

Mit der Zahl der Arbeitssuchenden lässt sich eine wunderbare Jobvermehrung vorgaukeln. Politiker klopfen sich auf die Schultern, während vor allem in Großstädten und besonders im Ruhrgebiet immer mehr Menschen auf Hartz IV angewiesen sind. Armut ist dort nicht einfach nur ein Wort, sondern Alltag. Gründe hierfür gibt es viele – unter anderem den Mietwucher.

Gelsenkirchen: Jeder Vierte bezieht Stütze

Die Bertelsmann Stiftung legt mit ihrer Studie den Finger auf eine Wunde, die seit Jahren nur notdürftig verarztet wird: die zunehmende Armut. Deutschlandweit bezogen 2016 rund 10,1 Prozent der Bundesbürger Hartz IV. In Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern liegt die Armutsquote bei 14 Prozent. Inzwischen dürfte der Wert, befürchten die Experten, sogar noch höher sein.

Eines der Schlusslichter ist Gelsenkirchen. Hier ist jeder Vierte Stammgast beim Jobcenter. Nicht viel besser sieht es in Essen und Dortmund aus. Hier beträgt der Anteil der Hartz IV Empfänger etwa 20 Prozent. Auf dem Land hat sich die Situation inzwischen entspannt und etwas günstiger entwickelt. Doch auch in einigen Städten hat die Politik es geschafft, den Abwärtstrend zu stoppen und bestenfalls sogar umzukehren.

Berlin hat mehr SGB-II-Bezieher als Bayern

„Die Armutsquote hat sich in den Großstädten im Zehnjahresvergleich unterschiedlich entwickelt“, erklärt Henrik Riedel von der Bertelsmann Stiftung. Das Problem: in 46 Prozent der Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohner ist die Quote merklich gestiegen. „Der Anteil von Menschen, die Sozialleistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten (Hartz IV), ist in den kreisfreien Städten und Stadtstaaten etwa doppelt so hoch wie in den Landkreisen“, heißt es in der Studie. Bestes Beispiel ist Berlin, wo mehr Hartz IV Empfänger leben als in ganz Bayern.

Ein Grund für die Armut ist der wirtschaftliche Umbruch, gerade in den alten Industriezentren in NRW. Hinzu kommen die fehlende Qualifikation einiger Betroffener und die Zuwanderung. Und auch die Miete spielt eine Rolle, wenngleich die Zahlen das nicht belegen. Aber: „Es ist möglich, dass die hohen Mieten Einkommensschwache bereits dazu genötigt haben, aus der Stadt wegzuziehen, sodass sie nicht mehr in der Statistik auftauchen.“

Titelbild: Themalni / shutterstock.com