Zwischen sozialem Status und der Gesundheit eines Menschen bestehen starke Wechselwirkungen. Das beweist nun auch der Gesundheitsreport der AOK. Dieser belegt, wie sehr Betroffene gesundheitlich leiden und offenbart, dass Erwachsene Hartz IV Empfänger und deren Kinder häufiger krank sind als angestellte Arbeitnehmer.
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Hartz IV Empfänger sind häufiger krank
Fakt ist: Hartz IV macht Betroffene krank. Eine Studie des Robert Koch Instituts hat bereits im Jahre 2013 die steigende Anzahl von Hartz IV Empfängern mit psychischen Problemen wie Depressionen bewiesen. Der unveröffentliche Report der AOK Rheinland/Hamburg vervollständigt das Bild nun. Er lag Samstag der „Rheinischen Post“ vor und enthält besorgniserregende Zahlen bezüglich der Gesundheit von Geringverdienern und Hartz IV Empfängern.
Die gesundheitlichen Ungleichgewichte unter den sozialen Schichten sind erschreckend. Laut dem AOK Report leiden beispielsweise 5,5 Prozent der Arbeitnehmer an dem Diabetes Typ 2, wohingegen es bei den Beziehern von Arbeitslosengeld II bereits 9,1 Prozent sind.
Betroffene: Vom Säugling bis ins hohe Alter
Die Gesundheits-Kluft zwischen den sozialen Schichten lässt sich in dem Bericht der AOK von den jungen Jahren an bis ins hohe Alter nach verfolgen. Bei der Versorgung von Säuglingen ist besonders auffällig: 70 Prozent der erwerbstätigen Mütter lassen nach der Geburt eine Hebamme zu sich kommen, bei Hartz IV Beziehern sind es lediglich 33 Prozent.
Bezüglich der Zahngesundheit von Kindern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Knapp 78 Prozent der Kinder von Arbeitnehmern haben ein Gebiss ohne Füllung – bei Hartz IV Kindern sind es hingegen nur 68 Prozent. Im Vergleich: Von freiwillig Versicherten mit einem Jahreseinkommen von mindestens 60 750 Euro sind sogar 83 Prozent der Kinder bis zu ihrem 6. Geburtstag frei von Zahnfüllungen.
Männer, die unter 800 Euro monatlich zur Verfügung haben, benötigen bereits im Alter von 74 eine Pflegestufe. Bei einem Einkommen von 800 Euro bis 1600 Euro monatlich ist die Pflegestufe erst mit durchschnittlich 77 Jahren nötig. Sofern die Rente 1600 Euro oder mehr beträgt, sind die Betroffenen sogar erst ab 81 Jahren auf Pflege angewiesen.
AOK Chef sieht Handlungsbedarf
Die Ergebnisse der AOK decken sich mit denen, der Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) aus dem Jahr 2010. Der DGB stellte bereits damals fest, dass Langzeitarbeitslose vom Gesundheitssystem abgehängt sind. Auch der Report der AOK belegt die Unterversorgung von Hartz IV Empfängern auf Grund ihres sozialen Status.
„Soziale Unterschiede, höherer Anteil von Migranten und ein geringer Versorgungsgrad beeinflussen die Gesundheitschancen erheblich“,
fasst Günther Wältermann, Chef der AOK Rheinland/Hamburg, zusammen. Zudem sieht er dringenden Handlungsbedarf „besonders in strukturschwachen Räumen aktiv zu werden, um auch dort eine adäquate Gesundheitsversorgung sicherzustellen und weiterzuentwickeln – auf dem Land genauso wie in der Stadt.“
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