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COVID19: Hartz IV reicht nicht für Lebensmittel

Mädchen steht in Krise vor fast leerem Kühlschrank

Die Kombination aus stark gestiegenen Lebensmittelpreisen und geschlossenen Tafeln bringt viele Hartz IV Bedürftige – und auch andere finanzschwache Menschen – ein eine bedrohliche Situation und Mangelversorgung. Ohne einen Zuschlag von mindestens 100 Euro monatlich auf den Hartz IV Regelsatz ist dies auf Dauer für Leistungsempfänger nicht zu stemmen.

Lebensmittelpreise stark gestiegen

Die gestiegenen Lebensmittelpreise wirken sich besonders bei Hartz IV Leistungsempfängern und anderen armen Menschen in der Republik aus, die bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln in Not kommen. Nicht nur, dass aufgrund der noch anhaltenden Hamsterkäufe viele günstige Produkte ausverkauft bzw. schwierig zu erhalten sind. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, wie dramatisch die Preise für Lebensmittel gestiegen sind. Durchschnittlich ist ein Preisanstieg von 3,6% im März dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu verzeichnen.

Statistik der Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln aufgrund der Corona-Pandemie

Im gleichen Zeitraum sind dagegen Milchprodukte wie Butter um 9,6% sowie Kartoffeln um 7,3% gefallen.

Belastung bei Hartz IV Bedürftigen durch Corona ungleich höher

Bei Bedürftigen, die bisher auch auf Tafeln zurückgreifen konnten – zu denen Hartz IV Bedürftige gehören – ist die Belastung aufgrund der Corona Krise deutlich höher. Sie können wegen der Schließungen keine günstigen Lebensmittel bei der Tafel erhalten und müssen gleichzeitig dadurch einen höheren Anteil des Hartz IV Regelsatzes für Lebensmittel aufwenden, die zudem massiv teurer geworden sind.

Wie Tafel Deutschland e. V. auf seiner Webseite schreibt, unterstützen die Tafeln in Deutschland über 1,6 Millionen Bedürftige, darunter jeweils etwa ein Drittel Kinder und Jugendliche sowie Senioren. Hierzu zählt auch die mobile Versorgung mit Bringdiensten von mobil eingeschränkten Bedürftigen

Mittagessen bei Kindern im Kindergarten und Schule fallen weg

Hinzu kommen bei Eltern zusätzliche Kosten für das Essen von Kindern. Waren bisher warme Mittagessen im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepaketes in den Schulen und Kindergärten kostenlos für die Eltern, sind diese aufgrund er Schließungen in den Einrichtungen komplett weggefallen. Eltern müssen diese – bisher uneingeplanten – Kosten nun zusätzlich aus dem Hartz IV Regelsatz aufbringen. Ein weiterer finanzieller Faktor, der sich kaum bis gar nicht kompensieren lässt.

Corona Zuschläge gefordert

In den letzten Wochen werden aus verschiedenen Bereichen die Forderungen lauter nach Corona-Zuschlägen für Hartz IV Bedürftige. So fordert beispielsweise die Diakonie Bayern einen Zuschlag in Höhe von 100 €. Ebenso konkretisierte die FDP bereits eine Erhöhung der Hartz IV Leistungen um 15-20 Prozent. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) ist der erklärt, dass eine Hartz IV Erhöhung die angeschlagene Wirtschaft in dieser Krise unterstützen könnte. Aber auch der Kirchenrat prangert die aktuellen Zustände in der Corona-Krise an und fordert ebenfalls eine vorübergehende Erhöhung der Hartz IV Leistungen um 100 € monatlich.

Schuldenberg könnte drohen

Dass die Hartz IV Leistungen – auch ohne Krise – kaum für Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs reichen, ist keine neue Erkenntnis. Häufig sparen gerade Hartz IV Bedürftige an Nahrungsmitteln ein, um beispielsweise die Stromrechnung zu bezahlen und nicht im Dunkeln sitzen zu müssen. Hier könnte sich die Spirale nun rückwärts drehen. Die angestiegenen Preise bei den Lebensmitteln zwingen Bedürftige dazu, wieder woanders einzusparen und wenn keine Wahl bleibt, nötigenfalls an der Rechnung an den Stromversorger. Angesichts dessen, dass Stromsperren ausgesetzt sind, besteht in den meisten Fällen kaum ein Risiko, ohne Energie dazustehen. Infolgedessen könnte dies als Boomerangeffekt nach der Krise zu einem nicht unerheblichen Schuldenberg für Strom bei Hartz IV Bedürftigen mit weitreichenden Konsequenzen führen.