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Arbeitsagentur überfordert wegen Corona: Arbeitslose sind Leidtragende

Mann verzweifelt über Dokumenten

Durch den starken Anstieg an Anträgen auf Kurzarbeitergeld, sieht sich die Bundesagentur für Arbeit aktuell mit Ressourcen- und Personalknappheit konfrontiert – zum Leidwesen der Arbeitslosen in der Bundesrepublik.

Teilnehmerzahlen an Maßnahmen sinkt

Die Corona-Pandemie verlangt deutschen Behörden organisatorisch und logistisch einiges ab. Besonders die Bundesagentur für Arbeit (BA) ächzt dieser Tage unter der großen Arbeitslast. Die Zahl der Arbeitslosen ist in der Krise laut Informationen der Bundesagentur auf 2,84 Millionen Menschen gestiegen – ein Anstieg um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch sank die Teilnehmerzahl an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen im Vergleich zum September 2019 um 18 Prozent. Wie lässt sich diese Entwicklung erklären?

Corona-Krise setzt BA zu

Die Bundesagentur für Arbeit erklärt diese Entwicklung gegenüber ntv.de damit, dass die finanziellen Förderungen von Weiterbildungen und anderen arbeitsmarktpolitischen Leistungen erheblich gesunken seien. Der BA stehen schlichtweg weniger Mittel zur Verfügung, um die Leistungen bereitzustellen – darunter leidet auch die Arbeitsvermittlung. Seit Pandemiebeginn findet die nur „mit Einschränkungen“ statt. Hinzukommen die coronabedingten Kontaktbeschränkungen, die einen normalen Arbeitsablauf dieser Tage unmöglich machen würden.

Anzahl der Kurzarbeitergeldanträge steigt enorm

Doch nicht nur die strikten Infektionsschutzauflagen verursachen Chaos in der BA, auch die Fluten an Anträgen erhöhen den Druck auf die Behörde. Aktuell müsse man mit einer „beispiellose Flut an Anträgen auf Kurzarbeit“ fertig werden so ein Sprecher der BA gegenüber ntv. Durch den vereinfachten Zugang zum Kurzarbeitergeld seit Beginn der Corona-Krise nutzen viele Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten die Entgeltersatzleistungen für ihre Mitarbeiter:

So stieg beispielsweise die Anzahl an Anträgen auf Kurzarbeitergeld im Vergleich zum Vorjahr auf das 53-Fache, im Vergleich zum Krisenjahr 2009 auf das 14-Fache“, so die BA.

Arbeitslose stehen hintenan

Die direkte Folge aus dieser Entwicklung: Arbeitslose und Hartz IV Empfänger müssen hintenanstehen. Es fehlt an Arbeitsvermittlern, die nun an anderer Stelle eingesetzt werden müssen, um die Antragsfluten bewältigen zu können und keine nötigen Beratungsgespräche mehr führen können – dabei sollte gerade in Zeiten der Krise die aktive Förderung des Arbeitsmarktes besondere Priorität haben, findet auch Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann. Es müsse sichergestellt werden, dass die Bundesagentur für Arbeit über genügend Personal verfügt, um Arbeitslose und Leistungsempfänger beraten und schließlich auch vermitteln zu können.

Titelbild: Stokkete/ shutterstock.com