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Abzocke! Mit Hoffnung von Hartz IV Bedürftigen gespielt

Über Sinn und Unsinn vieler Weiterbildungsmaßnahmen lässt sich streiten. Wenn eine solche Maßnahme jedoch mit einer Jobgarantie verknüpft ist, werden Hoffnungen geweckt. Viele Hartz IV Empfänger haben bei „Neos“ darauf gebaut, endlich nicht mehr vom Jobcenter abhängig zu sein – und wurden bitter enttäuscht. Denn die Garantie hat sich ganz schnell als leere Versprechen entpuppt.

Enttäuschung statt Job

Neos nennt sich das Projekt, für das in den Behörden geworben wurde. Zielgruppe waren und sind auch heute noch vor allem Langzeitarbeitslose. Für die Maßnahme verantwortlich zeichnet der Personaldienstleister Alinea. Er verspricht, Hartz IV Empfänger für einen Job in der öffentlichen Verwaltung zu qualifizieren und garantiert zudem eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, sobald die Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen wurde.

Die Maßnahme kostet je Teilnehmer zwischen 5.500 und 6.000 Euro und wird von den Jobcentern finanziert. Dazu werden sogenannte Bildungsgutscheine ausgegeben. Alinea selbst kooperiert dabei mit vier Anbietern für Weiterbildungen. Inwieweit bei diesem Geschäft Provisionen fließen, darüber schweigen sich die Verantwortlichen aus.

Ziel: Festanstellung

Nach sechs Monaten sollten die Teilnehmer, von denen sich einige an die Öffentlichkeit gewandt haben, als Leiharbeiter bei Alinea eingestellt und den Behörden in Berlin überlassen werden. 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben eine solche Einstellungszusage erhalten. Das Problem: Es gibt keine Vereinbarung mit der öffentlichen Verwaltung. Das heißt: Es gibt auch keine garantierten Jobs. Gespräche gab es und laufen auch noch. Ob sich daraus etwas ergibt, steht jedoch in den Sternen. Aktuell wird daher kein Jobversprechen mehr an Hartz IV Empfänger gegeben.

Das sorgt für Frust. Die Jobcenter, die eifrig für Neos geworben haben, nehmen sich davon nichts an. Die Weiterbildung sei zertifiziert und es werde nicht eine spezielle Maßnahme finanziert, sondern ein Gutschein ausgestellt. Die Jobcenter profitieren auf jeden Fall: Die Teilnehmer fallen aus ihrer Hartz IV Statistik.

Fiese Masche mit Langzeitarbeitslosen

Die Betroffenen sprechen von einer Masche, bei der gutes Geld mit Hartz IV Empfängern verdient wird. Seitens der Verantwortlichen heißt es gegenüber der „taz“ nur: „Ich sage nicht, dass wir keine Fehler gemacht haben, aber wir haben nach besten Intentionen gehandelt.“ Immerhin: Einige der Teilnehmer haben auch so einen Job gefunden.

Titelbild: NeydtStock/ shutterstock.com