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Kosten für Einschulung überfordern Bürgergeld Familien

Junge sitzt vor Tafel mit Hallo Schule und Ranzen und Schultüte

Der erste Schultag. Den Ranzen stolz auf den Rücken geschnallt, die Schultüte fest im Arm. Was eigentlich ein schöner Tag sein soll, wird für Bürgergeld Familien schnell zur Belastung. Wenn im August eingeschult wird, müssen Armutsbetroffene sehen, wie sie die Kosten stemmen. Zwar stehen im ersten Schulhalbjahr 116 Euro und im zweiten 58 Euro für den persönlichen Schulbedarf zur Verfügung. Doch damit kommt man nicht weit.

Regelsatz für Kinder: 348 Euro

Der Regelsatz für Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren (Regelbedarfsstufe 5) sieht 348 Euro pro Monat vor. Das ist bereits knapper als knapp kalkuliert. Beispiel: Für Nahrungsmittel und Getränke sind 136,37 Euro vorgesehen, macht 4,55 Euro am Tag. Damit ein Kind satt zu bekommen, ist schon eine Herausforderung. Das gilt auch für den Bereich Bildung, für den nur 1,80 Euro im Monat gewährt werden.

Schulausflüge, Klassenfahrten, Schulessen etc. dagegen werden über das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) übernommen.

Tabelle zum Kinder Regelsatz beim Bürgergeld 2023

174 Euro für Schulbedarf

Immerhin wurde für den persönlichen Schulbedarf ein zusätzliches Budget geschaffen. Im Kalenderjahr 2023 sind es in Summe 174 Euro, die sich auf beide Schulhalbjahre aufteilen: 116 Euro für das erste Halbjahr und dann noch einmal 58 Euro, die im Februar gezahlt werden. Doch gerade die Einschulung kostet weit mehr – je nachdem, welche Vorgaben die Schulen machen.

Hilfe für betroffene Familien

„Familien in Bürgergeld graut es jetzt schon vor den Kosten“,

schreibt Helena Steinhaus von Sanktionsfrei auf Twitter und erinnert an die Einschulungskampagne des Vereins. Über diese Aktion sollen Kinder zusätzlich 150 Euro erhalten. Dafür wird um Spenden gebeten.

Sofort wird Kritik laut

Und kaum, dass auf die Not von Bürgergeld Familien aufmerksam gemacht wird, kommen die Besserwisser aus ihren Löchern. „Arbeiten gehen“, lautet einer der Tipps – gerne wird auch vorgebracht, dass eine Einschulung nicht plötzlich kommt und man rechtzeitig ansparen soll. Dass es auch Menschen in prekären Jobs schwer haben, sich die Kosten für die Einschulung mühsam vom Mund abzusparen, folgt wenig später als Kommentar. Vor allem aber wird gefragt, wofür denn so viel Geld nötig sei, und auf Angebote hingewiesen.

Schulsachen sind teuer

Zunächst einmal: Sonderangebote einzelner Geschäfte gelten in Ort A, nicht aber in Ort B. Und wenn man sich die Preise für Schulranzen ansieht, die auf das Kind abgestimmt sind, den Rücken schonen und nicht gleich vom ersten Tag an gesundheitliche Probleme verursachen, liegt man schnell über dem Betrag, der für den Schulbedarf vorgesehen ist.

Das kostet der Start ins Schulleben

Die Sparkasse hat recht anschaulich zusammengefasst, mit welchen Kosten Familien rechnen müssen – wobei an der einen oder anderen Stelle auch Abstriche denkbar sind und teils auch Oma, Opa oder Verwandte eingebunden werden könnten.

Im Schnitt 970 Euro

Im Schnitt geben Eltern für die Einschulung laut Sparkassen 970 Euro aus. Davon sind Bürgergeld Familien weit entfernt. Einen solchen Betrag zu sparen, ist völlig undenkbar. Die Summe setzt sich unter anderem aus den Kosten für den Tornister (70 bis 130 Euro), die Schultüte, die Füllung, die Kleidung, das Federmäppchen, den Turnbeutel, die Brotdose und einer Trinkflasche zusammen. Allein für Hefte, Blöcke und Stifte wird mit 100 bis 150 Euro gerechnet.

Anspruch auf einen Schreibtisch

Mit nur 116 Euro im Portemonnaie kann man sich die finanzielle Not vorstellen. Wichtig für alle Betroffenen: Es besteht Anspruch auf einen Schreibtisch, damit das Kind einen eigenen Arbeitsbereich für Hausaufgaben und Lernen hat (Urteil des Sozialgerichtes Berlin von 15. Februar 2012, Aktenzeichen S 174 AS 28285/11 WA). Bewilligt wurden im vorliegenden Fall 70 Euro.

Ein Armutszeugnis

Wenn nun ein Verein Familien helfen möchte, ist das kein Grund, sofort wieder auf Bürgergeld Bedürftige loszugehen. Gleiches gilt für Aktionen, die in einzelnen Gemeinden und Städten organisiert werden. Sich darüber aufzuregen, dass Kindern aus armutsbetroffenen Haushalten eine Tüte Süßes oder ein Mäppchen mit Stiften geschenkt wird – das ist ein Armutszeugnis.