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Bürgergeld: Armut führt zur digitalen Ausgrenzung

Junge Frau bei Video-Telefonie mit der Familie

Ausgegrenzt wurden Bürgergeld Bedürftige schon immer. Das war zu Zeiten von Hartz IV so und wird sich vorerst auch mit dem Bürgergeld nicht ändern. Dieses Problem erstreckt sich über viele Lebensbereiche, etwa die kulturelle Teilhabe. Doch auch im digitalen Bereich werden Menschen, die armutsbetroffen sind, immer weiter abgehängt. Das bestätigt eine Expertise der Paritätischen Forschungsstelle.

Es mangelt an Geld und Kompetenzen

Zwei Aspekte hebt die Studie besonders hervor: die Finanzen und Kompetenzen. Denn wer von Armut betroffen ist, dem fehlt meist das nötige Kleingeld, um technisch einigermaßen mithalten zu können. Überdies haben Bürgergeld Bedürftige und Menschen in prekären Jobs eher selten die Chance, digitale Kompetenzen zu erwerben und auszubauen.

Jeder Dritte hat Angst

Die Angst, in digitaler Hinsicht abgehängt zu werden, treibt viele um. Laut Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes gilt das bereits für ein Drittel aller Deutschen. Die Gefahr, tatsächlich auf der Strecke zu bleiben, betrifft in erster Linie jedoch arme Haushalte. Hier gilt, so die Expertise:

„Jede*r Fünfte Armutsbetroffene in Deutschland verfügt nicht einmal über einen eigenen Internetanschluss.“

Bürgergeld lässt digitale Teilhabe vermissen

Teil des Existenzminimums

Die Leiterin des Projekts #GleichImNetz, Gwendolyn Stilling, betont, dass die digitale Teilhabe eine wesentliche Voraussetzung für soziale, kulturelle und politische Teilhabe sei. Deshalb zählten Computer und Internet nicht zum Luxus, sondern müssten dem Existenzminimum zugerechnet werden. Weil Bürgergeld Bedürftige und generell Armutsbetroffene sich neue Geräte nur schwer leisten könnten, würden sie

„im digitalen Raum knallhart abgehängt und ausgegrenzt“.

Es mangelt an digitaler Praxis

Hinzu komme, dass es vielen Bürgergeld-Empfängern an digitaler Praxis mangele. Viele Erwerbstätige könnten die nötigen digitalen Kompetenzen über den Beruf auf- und ausbauen. Sei man indessen von Armut betroffen, spielten digitale Aspekte im Beruf eher selten eine Rolle. Zwei Drittel benutzen im Job weder Smartphone noch Computer oder Tablet.

Weniger Chancen im Job

Die Folgen seien gravierend. Denn Teilhabe und die Chancen im Beruf hingen immer öfter von digitalen Kompetenzen ab, so Greta Schabram von der Paritätischen Forschungsstelle. Daher fordert der Verband Qualifizierungsangebote sowie Bildungs- und Experimentierräume.

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Nötig sind höhere Bürgergeld Regelsätze

Auf der Wunschliste steht ebenfalls, dass die Bürgergeld Regelbedarfe angehoben werden. Sie müssten auf ein bedarfsgerechtes, armutsfestes Niveau gebracht werden, das „auch laufende Verbrauchsausgaben zur Sicherstellung digitaler Teilhabe angemessen berücksichtigt“. Anders ausgedrückt: Die Kosten für die nötige Ausstattung sollten als einmalige Leistung gewährt werden. Soziale Träger könnten dann dazu beitragen, die Befähigung zu fördern.

Bild: fizkes/ shutterstock.com