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Ekelhafter Spartipp: Bürgergeld-Bedürftige soll Hund einschläfern lassen

Kleiner Hund auf dem Schoß einer Frau

Geh arbeiten, kauf dies statt dem, hör auf zu jammern: Inzwischen müssen sich Armutsbetroffene und Bürgergeld-Empfänger warm anziehen, wenn sie in den sozialen Medien auf ihre Situation aufmerksam machen. Viele trauen sich gar nicht mehr, den Mund aufzumachen, und landen damit wieder im Abseits. Die Twitter-Nutzerin „MS Fighter“ wehrt sich dagegen. Denn der Tipp, den man ihr gibt, ist einfach nur ekelhaft: Sie soll ihren Hund einschläfern lassen.

Ungefragte Tipps zur Lebenshaltung

Geht es ums Geld, trifft man bei vielen einen wunden Punkt. Kein Wunder angesichts der Inflation und der Sorge, dank steigender Stromkosten plötzlich im Dunkeln zu sitzen. Wenn dann auch noch vermeintlich faule Bürgergeld-Empfänger, denen vorn und hinten alles reingeschoben wird, einen fairen Regelsatz fordern, vergisst man ganz schnell die gute Erziehung.

„Fachwissen“ aus Hartz-IV-Dokus

Ungefragte Tipps zur Lebenshaltung samt Rezepten für sättigende Suppen und Haferschleim reihen sich dann an Hinweise, Bürgergeld-Betroffenen bräuchten kein 49-Euro-Ticket, keine Bücher und es gebe genug Jobs. Dabei haben viele, die nur allzu gerne meckern und das Bürgergeld als soziale Hängematte umschreiben, ihr Wissen um die Grundsicherung ganz offensichtlich aus gescripteten Hartz-IV-Dokus. So wird dann von Einzelfällen auf Millionen Betroffene geschlossen – inklusive aller Aufstocker, Rentner, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, Pflegende und Kranke.

Weg mit dem Haustier

Das bekommt auch „MS Fighter“ auf Twitter zu spüren. Sie macht offen darauf aufmerksam, dass sie immer wieder Nachrichten erhält, in denen man ihr rate:

„Ohne deinen kranken Hund würdest du mit dem Bürgergeld klarkommen.“

Die entsprechenden „Spartipps“ lauten Abgeben oder Einschläfern.

Der Hund hat Priorität

Wie gemein muss man sein, um einem Menschen zu raten, ein Tier töten zu lassen? Im Fall von „MS Fighter“ ist der Hund seit elf Jahren an ihrer Seite und hat sie schon begleitet, als sie noch nicht von Armut betroffen war. Das Tier habe sie von einem Suizid abgebracht. Deshalb bleibe Tiger ihre Priorität.

Das Tier als einziger Halt

Für viele Menschen, ob mit oder ohne Bürgergeld-Bezug, ist ein Tier wie ein Kind. Und traurigerweise sind Hund und Katze immer öfter auch der einzige Halt im Leben. Da wird nicht am Tier gespart, sondern hungert man lieber selbst – wie einige der Kommentare bestätigen.

Warum glauben alle, Bürgergeld-Betroffene bevormunden zu müssen?

Rat: Mutter ins Altenheim abschieben

Die Antworten auf den Tweet beweisen aber auch: Er ist kein Einzelfall. Die übergriffigen Ratschläge betreffen sogar Vater und Mutter Betroffener. „Susanne*Roellchen“ warf man vor:

„Selbst Schuld an deiner Situation. Hättest du den Job und Karriere nicht aufgegeben und deine Mama ins Heim gesteckt, wärest du jetzt nicht in der Situation.“

Hilfreiche Tipps

Zum Glück gibt es auch Menschen, die es tatsächlich gut meinen, wenn sie einen Rat geben. So machen einige auf die Tafeln für Tiere aufmerksam oder Vereine wie Sozialfelle. Dass selbst diese Anlaufstellen derzeit völlig überfordert sind, beweist: Die Not der Menschen wird immer größer. Und damit leider auch der Spalt, der durch die Gesellschaft geht.

ilona.shorokhova/ shutterstock.com