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Bundespräsident Steinmeier: Armut macht krank

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärt, dass Armut krank mache

Ist es nur eine Erkenntnis oder endlich der Anstoß, aktiv zu werden – etwa beim Bürgergeld? Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu Eröffnung des Kongresses „Armut und Gesundheit“ in Berlin klare Worte gefunden. Die soziale und damit gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland beeinflusse auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Seine Forderung:

„Nur als soziales Land bleibt unsere Demokratie stabil.“

Das sollte er vielleicht auch der Regierung ins Hausaufgabenheft schreiben.

Schon Kinder leiden

Der Kongress „Armut und Gesundheit“ (Public Health-Kongress) soll

„wirksame Strategien zur Verbesserung gesundheitlicher Chancen in Deutschland“

diskutieren. Frank-Walter Steinmeier dankte den Teilnehmern dafür, dass sie das Scheinwerferlicht auf die Menschen richten, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Schon bei Kindern seien die Auswirkungen von Armut zu sehen, etwa an schiefen Zähnen. Er sei gerne gekommen, um diese notwendige Arbeit sichtbar zu machen.

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Politik muss Abwärtsspirale durchbrechen

Taten und nicht nur Worte forderte Professor Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin:

„Die Abwärtsspirale aus sich gegenseitig bedingender Armut und fehlender Gesundheitsabsicherung zu durchbrechen, muss Ziel von Politik, Gesellschaft und auch der Wissenschaft sein.“

Forschung und Bildung seien zwei Maßnahmen, um Menschen besser abzusichern.

Entscheidungsträger verkennen Realität

Kritik an der Politik kam von Professor Dr. Gerhard Trabert vom Verein Armut und Gesundheit e. V. Die Auswirkungen der Armut auf die Gesundheit seien als Realität in Deutschland noch nicht bei den politischen Entscheidungsträgern angekommen. Armut habe zugenommen. Gründe seien die

„gesellschaftlichen Unrechtsstrukturen, Partizipationsbenachteiligungen und unsozialen finanziellen Verteilungsregelungen“.

Kurzum: Armut mache krank und Krankheit mache arm. Deshalb müsse die Bekämpfung von Armut ein politisches Querschnittsthema werden.

Lebensverhältnisse ändern

Die Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE), Dr. Katharina Böhm, hat dazu sehr klare Vorstellungen: Die Kernaufgabe von Public Health müsse sein, „die Lebensverhältnisse gesundheitsförderlich zu verändern“. Sie spricht sich daher unter anderem für mehr Chancengleichheit aus.

Finanzielle Sorgen

Die Tatsache, dass insgesamt 500 Referierende sich zu Gesundheit und Armut äußern und 100 Veranstaltungen auf dem Plan stehen, beweist zwar: Das Bewusstsein für die Probleme ist da. Ob sich dadurch jedoch etwas ändert, steht auf einem anderen Blatt. Die Tatsache, dass Armut krank macht und auch Hartz IV und jetzt das Bürgergeld ihren Teil dazu beitragen, ist seit Jahren bekannt.

Weitere Lippenbekenntnisse wie die des Bundespräsidenten helfen niemandem. Taten sind gefragt und endlich fair berechnete Regelsätze. Denn der enorme finanzielle Druck, der auf Betroffenen lastet, ist ein Grund dafür, dass man krank wird.

Bild: Golden Brown/ shutterstock.com

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