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Bürgergeld: Ernährungsarmut betrifft immer mehr Haushalte

Einfaches Essen Spaghetti mit Ketchup beim Bürgergeld

Sie machen Angst und sind für viele längst zur Belastung geworden: Die Preise für Lebensmittel scheinen ins Unendliche zu steigen. Und obwohl der Handel es anders darstellt, gilt das vor allem für die als günstig beworbenen Eigenmarken. Die Folge für alle, die auf das Bürgergeld angewiesen sind, nur eine kleine Rente haben oder als Geringverdiener jeden Cent mehrmals umdrehen: „Der Einkaufswagen bleibt immer öfter leer.“

Teuerung hat dramatische Folgen

Nüchtern, aber nicht ohne Wut im Bauch fasst der Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz Niedersachsen, Klaus-Dieter Gleitze, die Konsequenzen der Inflation zusammen. Er warnt – nicht erst seit gestern – vor den „dramatischen Folgen“ für alle Armutsbetroffenen. Seine Rechnung mit Blick auf das Bürgergeld: 10 Prozent mehr Grundsicherung stehen inzwischen 20 Prozent höheren Lebensmittelpreisen gegenüber.

Bürgergeld mit diesen Tricks kleingerechnet – 725 Euro plus Strom anstatt 502 Euro 

Gesunde Ernährung bleibt unmöglich

Die Teuerung bei Nahrungsmitteln sei seit Krisenbeginn überdurchschnittlich. Das habe kurz- und langfristig verheerende Folgen. Stichwort: Ernährungsarmut. Davon seien in Deutschland bereits Ende 2021 mehrere Millionen Menschen betroffen gewesen. Die Landesarmutskonferenz warnt daher vor möglichen Mangelerkrankungen. Denn, so Klaus-Dieter Gleitze:

„Von einer auch nur annähernd gesunden Ernährung können sie nur träumen.“

1.000 Euro Inflationsausgleich

In einer der wohlhabendsten Gesellschaften der Erde gehe es für viele mittlerweile ans Eingemachte. Die Regelsätze beim Bürgergeld müssten daher um 200 Euro angehoben und ein einmaliger Inflationsausgleich in Höhe von 1.000 Euro für alle Armutsbetroffenen, also viele Rentner und Haushalte mit prekärem Einkommen, gezahlt werden. Überdies pocht die Landesarmutskonferenz auf die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel.

Frankreich friert Preise ein

Dass diese Wünsche in Erfüllung gehen, ist eher unwahrscheinlich. Denn bislang hat die Regierung immer wieder auf die bisherigen Hilfspakete verwiesen und sieht noch keinen Bedarf, erneut aktiv zu werden. Andernorts haben Regierungen deutlich tiefer ins System eingegriffen, um Menschen in Armut zu helfen. Beispiel Frankreich: Dort wurden die Preise für hunderte Produkte des täglichen Bedarfs bis Juni „eingefroren“. Sie tragen, so Imre Grimm vom Redaktionsnetzwerk Deutschland, einen „Anti-Inflation“-Sticker.

Versorgungssicherheit hat Vorrang

Imre Grimm betont in seinem Beitrag „Brot und Butter: Warum wir jetzt eine Preisbremse für Lebensmittel brauchen“, der Staat müsse in die Preisentwicklung eingreifen. Diesen Ansatz begründet er damit, dass die „Versorgungssicherheit über der unternehmerischen Freiheit“ stehe. Eine Aussage, die Millionen Armutsbetroffenen sofort unterschreiben würden. Dazu reicht ein Blick auf die vielen Tweets zu den Lebensmittelpreisen, etwas von Katinka: „Wer soll das alles noch bezahlen?“

Bild: Evgeny Tomeev/ shutterstock.com