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Bürgergeld: Peinlich, wie Politiker Probleme abwälzen

Peinlich wie Politiker die Probleme beim Bürgergeld abwälzen

Heile, heile Gänschen, ein kleines (Finanz)Pflaster und schon sind alle Probleme vergessen. Eben nicht. Und das sollte auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wissen. Statt die Tafeln „großzügig“ mit einem Tropfen auf den heißen Stein zu bedenken, wäre es an der Zeit, die akuten Probleme – auch beim Bürgergeld – mit echter Hilfe anzupacken. Denn zwei Millionen Menschen in Deutschland, die auf Lebensmittelspenden angewiesen sind, beweisen sehr eindrucksvoll, dass etwas schiefläuft.

Dank an die Tafeln

Selbsterkenntnis ist meist der erste Schritt zur Besserung. Bei Markus Söder scheint es jedoch etwas länger zu dauern, bis es „klick“ macht. Nach seinem Besuch der Tafel in Wörishofen schreibt er von „Mitmenschlichkeit“ und gesteht. „Der Bedarf wird immer größer.“ Seine Reaktion darauf, neben dem Dank für das Engagement: Die Mittel für die Tafeln massiv aufzustocken – um eine Million Euro.

Ohne Tafel müssten viele Hartz IV Bedürftige hungern

Sorgen werden verkannt

Das ist besser als nichts, kratzt aber lediglich an der Oberfläche des Problems. Die Sorgen und Nöte, die sich mit der Armut immer mehr ausbreiten und auf Dauer auch gesundheitliche Schäden verursachen, kann der Ministerpräsident damit nicht ausräumen. Im Gegenteil: Mit dieser medienwirksamen Aktion hat er sich wieder einmal in die Nesseln gesetzt.

Fünf Euro mehr pro Person und Jahr

Um zu verdeutlichen, wie weit die Tafeln in Bayern mit einer Million Euro kommen, benötigt man nicht einmal einen Taschenrechner. 200.000 Menschen nutzen das Angebot im Freistaat. Macht nach Adam Riese fünf Euro pro Person pro Jahr. Mit etwas Glück können die Helfer damit jedem alle zwei Monate ein Toastbrot in die Hand drücken. Natürlich nur, wenn die Inflation bei Lebensmitteln nicht weiter steigt.

Auch Tafeln leiden unter der Teuerung

Diese Rechnung machen viele auf, die den Tweet von Markus Söder kommentieren. Andere kalkulieren den „Geldsegen“ pro Tafel, von denen es 174 in Bayern gibt. Das sind 5.747 Euro pro Organisation und 15,74 Euro pro Tag. Damit können die Einrichtungen gerade mal die steigenden Stromkosten decken. Denn auch die Tafeln leiden unter der steten Teuerung in allen Bereichen.

Unterdeckung: Bürgergeld reicht nicht für die Stromkosten

Heftige Kritik an Markus Söder

Wenn so viele Menschen in Deutschland weder mit dem Bürgergeld noch mit dem hart erarbeiteten Lohn oder ihrer Rente über die Runden kommen und auf die Tafeln angewiesen sind, könnte es sich – vermutet unter anderem Webwolf67 – um einen „Fehler im System“ handeln. „Schon mal politisch darüber nachgedacht, wie man das ändern könnte?“, fragt der Twitter-User. Andere fordern, man möge dafür sorgen, dass die Tafeln gar nicht mehr nötig sind.

Armut wird weggelächelt

Das sind Forderungen, mit denen man bei Markus Söder offenbar auf Granit beißt. Er hat sich schon beim Bürgergeld quer gestellt und viele Neuerungen wie die Vertrauenszeit gekippt. Da dürfte sich der Ministerpräsident schwertun, seinen Spezies erklären zu müssen, dass Menschen in Deutschland tatsächlich arm sind und dieser Umstand auch auf politischem Versagen beruht. Da zahlt er lieber eine Million Euro und wälzt die Probleme einfach ab.

Bürgergeld: die Doppelmoral des Markus Söder

Bild: Filipchuk Maksym/ shutterstock.com