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Prägend: Weihnachten mit Hartz IV und Bürgergeld

Frau traurig Weihnachten Weihnachtsbaum Hartz IV

Armut schadet der Seele. Nicht zu wissen, ob man die nächste Stromrechnung bezahlen kann und ob der Rest von Hartz IV noch für eine warme Mahlzeit reicht – das macht Menschen krank. Zu Weihnachten ist dieses Gefühl besonders erdrückend. Lichterglanz und Kaufrausch rücken Armut weiter in den Schatten. Damit Politiker eine Vorstellung davon haben, wie es sich anfühlt, lädt Janina Lütt Markus Söder, Christian Lindner und Friedrich Merz zu sich ein. Sie ist eine von Millionen: #IchBinArmutsbetroffen.

Ein Weihnachtsbaum ist nicht drin

Die Autorin von „der Freitag“ macht keinen Hehl daraus, dass es ein etwas anderes Weihnachtsfest sein wird, das die Herren aus der Politik erleben würden.

„Das wird für Sie ein prägendes Erlebnis sein“,

schreibt sie. Schlafen könnten Söder & Co. im Kinderzimmer. Denn die Tochter feiert beim Vater. Auf einen Baum müssten sie allerdings verzichten. Der ist mit Hartz IV nicht drin.

Konserven oder Nudeln zum Fest

In ihrem Beitrag beschreibt die Frau, die eine Erwerbsminderungsrente auf Hartz IV Niveau erhält, ihre kleine Wohnung, die Tatsache, dass Strom deutlich teurer ist, als der Regelsatz – auch beim höheren Bürgergeld –, und wie schwer es ist, mit dem Lebensmitteletat über die Runden zu kommen. Daher würde sie mit den Politikern „ein paar Konserven oder Nudeln mit Tomatensoße teilen“. Gegen die Kälte gibt es einen Weihnachtstee.

Bürgergeld Regelsatz 2023 bei 725 Euro und Übernahme der Stromkosten

Wunsch: keine Sorgen um den Lebensmitteletat

Die Wünsche von Janina Lütt an die Politik sind eher bescheiden.

„Tatsächlich hätte ich gerne, dass ich mir den ganzen Monat lang, also bis Monatsende, keine Sorgen um meine Lebensmittelversorgung machen muss“,

so die Autorin. 17 Prozent höhere Kosten für Nahrungsmittel stünden einem um knapp 12 Prozent höheren Bürgergeld entgegen. Das könnten die Herren gerne mit einem Taschenrechner ausknobeln.

Armut ist mehr als eine Zahl

Vor allem aber erinnert Janina Lütt daran, dass Armutsbetroffene – ob Hartz IV Bedürftige, Familien mit geringem Einkommen oder die vielen Rentnerinnen und Rentner – mehr sind als eine Zahl in der Statistik. Sie wünsche sich eine Diskussion von Mensch zu Mensch, auf Augenhöhe (die mit dem Bürgergeld versprochen wurde). Denn sie habe ein Gehirn, Ohren und einen Mund:

„Wir können uns also ganz wunderbar unterhalten.“

Das Menschenbild überdenken

Im Gespräch würde Janina Lütt gerne dem Menschenbild von Christian Lindner, Markus Söder und Friedrich Merz unter die Arme greifen.

„Vielleicht würden sie ja dann endlich verstehen, dass Armut in Deutschland ein Problem ist, das Sie schon längst hätten angehen können“,

betont die Autorin.

Weihnachtswunder: eher unwahrscheinlich

Dass die drei Herren an ihre Tür klopfen, ist unwahrscheinlich. Es handelt sich schließlich nicht um die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Es wird wohl eher so sein, dass es der Politik völlig egal ist, wie es Hartz IV Bedürftigen und anderen Armutsbetroffenen geht. Das hat sie in den vergangenen Wochen bereits eindrucksvoll bewiesen und nicht einmal auf den Gesprächsaufruf der großen Sozialverbände reagiert.

Der Beitrag auf „der Freitag

Bild: Zivica Kerkez/ shutterstock.com