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49-Euro-Ticket würde Hartz IV Bedürftige belasten

Fahrscheinautomat Deutsche Bahn

Der Erfolg des 9-Euro-Tickets, trotz Schrecksekunde für einige Hartz IV Haushalte, zeigt: Der Ansatz ist richtig. Daher wird fleißig über ein Nachfolgemodell diskutiert. Dabei scheinen einige Parteien vergessen zu haben, dass mit dem Ticket eine Entlastung einhergehen soll. Die neuen Vorschläge rund um ein 49-Euro-Ticket würden Hartz IV Bedürftige jedoch belasten. Denn es kostet mehr, als im Regelsatz für den Bereich Verkehr vorgesehen ist.

Der Ärger ist längst vergessen

Zur Erinnerung: Mit dem 9-Euro-Ticket hat Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) eine Lösung gefunden, die den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) fördert und gleichzeitig ein wirksames Mittel gegen die steigenden Benzinpreise darstellt. Zwar gab es anfangs Ärger, weil Hartz IV Haushalte die Differenz vom Pauschalpreis zu den bewilligten Fahrtkosten (etwa für eine Schülerfahrkarte) zurückzahlen sollten. Doch das ist längst vergessen, zumal die BA eine Weisung zum 9-Euro-Ticket erlassen hat.

Neue Ideen braucht das Land

Jetzt überschlagen sich die Parteien mit neuen Ideen, wie man an das 9-Euro-Ticket anknüpfen könnte. Allerdings scheinen viele Politiker völlig vergessen zu haben, dass vor allem ärmere Haushalte – zu denen Hartz IV Bedürftige zweifelsohne zählen – durch einen solchen Fahrschein entlastet werden sollen.

SPD plädiert für 49-Euro-Ticket

Aus den Reihen der SPD stammt die Idee eines 49-Euro-Tickets. Klingt gut. Denn viele, die sonst zum Beispiel mit dem Bus oder dem Zug zur Arbeit fahren, zahlen in der Regel deutlich mehr und würden durch eine solche Lösung sparen. Hartz IV Haushalte müssten indes (wieder einmal) draufzahlen.

8,73 Euro zu viel für Hartz IV Haushalte

Im Hartz IV Regelsatz sind monatlich für einen alleinstehenden Erwachsenen für das Jahr 2022 exakt 40,27 Euro für den Bereich Verkehr vorgesehen. Das 49-Euro-Ticket würde demnach 8,73 Euro mehr kosten, die dann an anderer Stelle eingespart werden müssten. Und das ist angesichts der aktuellen Lage und der enormen Inflation schon lange nicht mehr möglich. Leben zwei Erwachsene in Bedarfsgemeinschaft, sind es sogar nur noch 36,24 Euro. Dramatischer wird es bei den Kinder-Regelsätzen, hier sind monatlich zwischen 16,58 Euro und 32,23 Euro vorgesehen, je nach Alter. Wobei hier die Möglichkeit besteht, die Fahrkarten über das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) zu finanzieren.

Twitter-Debatte zum Ticketpreis

Daraus ist auf Twitter unter dem Hashtag #49EuroTicket inzwischen eine teils hitzige Debatte entbrannt. Einige begrüßen die Idee, weil sie für viele nach wie vor eine Entlastung darstellt. Andere wollen das 9-Euro-Ticket zurück oder einen komplett kostenlosen ÖPNV, was wohl eher utopisch ist.

Differenzieren und zwei Tickets anbieten

Eine weitere Möglichkeit: differenzieren. Viele sind sich bewusst, dass 49 Euro für Rentner, Hartz IV Bedürftige und einkommensschwache Haushalte zu teuer sind. Sie schlagen daher ein 49-Euro-Ticket für Normal- und Gutverdiener sowie eine günstigere Lösung wie das 9-Euro-Ticket für ärmere Haushalte vor.

Mit Weitsicht planen

Mit unterschiedlichen Tickets könnten sich Hartz IV Bedürftige und andere Betroffene allerdings bloßgestellt fühlen. Deshalb muss die Politik mit Feingefühl planen und darf dabei nicht übersehen, welche finanziellen Grenzen sie mit dem Hartz IV Regelsatz selbst gesetzt hat. Und die liegt bei knapp 40 Euro im Monat.

Bild: Bjoern Wylezich/ shutterstock.com