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Hartz IV: Wenn zum Leben nur Tütensuppe bleibt

junger Mann isst Tütensuppe aus dem Pappbecher

Es ist pure Verzweiflung: Die Inflation macht Hartz IV Bedürftigen deutlich mehr zu schaffen, als es die Politik sehen und eingestehen möchte. Im Rahmen der Aktion #IchBinArmutsbetroffen auf Twitter melden sich viele zu Wort, denen am Ende des Monats nur noch Tütensuppe bleibt. Das Problem: Teuerungsraten sind rein statistische Werte. Wie sich die Inflation tatsächlich aufs Portemonnaie auswirkt, zeigt ein Experiment des „Spiegel“.

Einkaufsvergleich 2021 – 2022

Silvana ist Hartz IV Bedürftige und Mutter zweier Kinder. Da sie aufs Geld achtet, hebt sie jeden Beleg auf. Anhand einer Supermarktquittung vom 31. August 2021 hat sie den Einkauf wiederholt und – wie zu vermuten war – eine unangenehme Überraschung erlebt.

Höherer Preis trotz weniger Produkte

Obwohl sie sieben Produkte des alten Einkaufs nicht erhalten hat, musste sie 2,84 Euro mehr bezahlen. „Ich finde es erstaunlich, einfach unglaublich“, so die Hartz IV Bedürftige. Denn sie kaufe weder „extravagante“ noch „besondere“ Sachen, sondern Dinge des täglichen Bedarfs.

Hackfleisch: plus 42 Prozent

Wie sehr die Preise einzelner Lebensmittel gestiegen sind, zeigt sich dann beim direkten Vergleich. Je Packung Hackfleisch musste Silvana 1,50 Euro mehr bezahlen – statt 3,49 Euro jetzt 4,99 Euro. Das entspricht einem Preisanstieg um über 42 Prozent. Beim Putenfleisch sind es 10,00 Euro statt 7,79 Euro, macht 28 Prozent mehr.

200 Euro Hartz IV Sofortzuschlag Auszahlung

Das sagt die Statistik

Mit Blick auf die Statistik sind die Lebensmittelpreise seit Juni 2021 um 12,7 Prozent gestiegen.  Bezogen auf Grundnahrungsmittel liegt der Wert deutlich höher: 25 Prozent bei Nudeln, 37 Prozent bei Speiseölen und 31 Prozent bei Butter. Da kann man den Cent noch so oft umdrehen – Hartz IV reicht nicht mehr aus.

Hartz IV: plus 4,5 Prozent

Die Politik hat darauf mit der Einmalzahlung von 200 Euro reagiert. Das sind pro Monat 16,67 Euro. Plus die drei Euro mehr, die ein alleinstehender Hartz IV Bedürftiger seit Januar 2022 erhält. Das ergibt ein monatliches Plus von 19,97 Euro oder 4,5 Prozent.

Einsparen ist unmöglich

„Ich muss gucken, was ich noch einsparen kann“, sagt Silvana. „Viel Spielraum wird es da wohl nicht geben“, lautet die Einschätzung der Spiegel-Redaktion. Wie auch, wenn Lebensmittel bereits 12,7 Prozent teurer sind, Hartz IV Bedürftigen umgerechnet aber nur 4,5 Prozent mehr zugestanden werden.

Existenzminimum wird unterschritten

Hartz IV soll eigentlich das Existenzminimum sichern. Davon ist man weit entfernt. Im Zusammenspiel mit der Inflation steht Betroffenen das Wasser längst bis zum Hals. Die „Augen zu und durch“- Politik der Ampel ändert daran gar nichts.

Spiegel.de: Was die Inflation für Hartz-IV-Empfänger bedeutet

Bild: Jat306/ shutterstock.com

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