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Inflation spaltet die Gesellschaft – Hartz IV Haushalte besonders belastet

Füße mit guten und schlechten Schuhen

Von der Inflation geht eine weitaus größere Gefahr aus als „nur“ höhere Preise: Sie birgt aus Sicht des Deutsche-Bank-Chefs und Präsidenten des Bankenverbandes deutscher Banken (BdB) Christian Sewing auch erheblichen sozialen Sprengstoff. In einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa) mahnte er deshalb, die Inflation so schnell wie möglich herunterzuführen. Allerdings weiß auch er, dass dieses Problem Hartz IV Bedürftige und alle übrigen Haushalte noch viele Monate belasten wird.

Höhepunkt im Herbst

Sewing rechnet damit, dass die Inflation ihren Zenit im Herbst überschreitet. Sie bleibe aber noch deutlich länger ein Thema. Diese Entwicklung treibt dem Bankenchef Sorgenfalten auf die Stirn. Denn, betont er:

„Hohe Inflationsraten und negative Realzinsen sind ein Spaltpilz für die Gesellschaft.“

Familien können nicht mehr sparen

Der Fokus des Deutsche-Bank-Chefs liegt zwar nicht auf Hartz IV Bedürftigen. Er sieht vielmehr ein generelles Problem, das durch die Inflation befeuert wird. Selbst berufstätige Familien könnten am Ende des Monats nicht mehr sparen. Das „führt auf Dauer zu gesellschaftlicher Unruhe“, befürchtet Christian Sewing.

Niedrige Einkommen leiden am stärksten

Welche Folgen die Inflation langfristig haben wird, lässt sich aktuell nicht vorhersagen. Sie sorgt schon jetzt in vielen Familien – mit oder ohne Hartz IV – für Existenzängste. Besonders betroffen sind, wie so oft, Haushalt mit geringem Einkommen. Sie bekommen die Teuerung in ihrer ganzen Härte zu spüren.

Existenzgefährdende Unterdeckung bei Hartz IV Leistungen?

8,9 Prozent höhere Ausgaben

Das bestätigt eine aktuelle Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Im Schnitt zahlten deutsche Haushalte für ihre Warenkörbe in den vergangenen zwölf Monaten 7,9 Prozent mehr. Bei Familien mit geringem Einkommen lag der Wert bei 8,9 Prozent.

Entwicklung wird sich verschärfen

Der Direktor des IMK, Sebastian Dullien, und die Inflationsexpertin Silke Tober erklärten:

„Der Preisanstieg bei Wohnenergie belastet Haushalte mit geringeren Einkommen überproportional und auch die Verteuerung der Nahrungsmittel schlägt sich stärker nieder.“

Sie rechnen damit, dass sich dieser Trend noch weiter verschärft.

Hartz IV macht Energiesparen unmöglich

Deutliche Unterschiede bei der Inflationslast

Die Zahlen des IMK untermauern die Sorgen des Bankenchefs vor einer Spaltung der Gesellschaft. Während die haushaltsspezifische Inflationsrate bei Alleinstehenden mit einem Einkommen über 5.000 Euro netto nur 6,5 Prozent betrug, lag sie bei einem Paar mit zwei Kindern und einem Einkommen zwischen 2.000 und 2.600 Euro nett schon bei 8,9 Prozent. Das sind 2,4 Prozent mehr.

Teuerung bei Nahrungsmitteln und Co.

Diese Differenz schlägt sich vor allem im Segment Nahrungsmittel, Getränke und Tabak nieder. Das Paar mit geringem Einkommen wird mit 2,1 Prozent belastet. Der reiche Single nur mit 0,8 Prozent.    Bei den übrigen Konsumausgaben, die sich Hartz IV Bedürftige und arme Haushalte bald gar nicht mehr leisten können, wendet sich das Blatt: Single 1,4 Prozent, Familie 0,8 Prozent.

200 Euro Hartz-IV Bonus deckt Inflation bei Lebensmitteln nicht

Fehlender finanzieller Spielraum

Das Problem der unterschiedlichen Belastung werde noch verschlimmert, weil Haushalte mit Hartz IV und geringem Einkommen kaum finanzielle Spielräume hätten. Sie könnten die höheren Ausgaben für Energie und Lebensmittel nur schwer ausgleichen und müssten stattdessen den Konsum einschränken.

Inflation trifft auch Arche und Co.

Mit der Teuerung hat auch die Arche in Potsdam zu kämpfen. Wenn sie einkaufen geht, sind es nicht mehr 800 oder 900, sondern 1.500 Euro. Hinzu kommt, dass immer mehr Familien finanziell angeschlagen und auf die Arche angewiesen sind. Ein Teufelskreis.

Regierung sieht keinen Anlass für weitere Hilfen

Trotz alledem verweist die Regierung lediglich auf die bereits beschlossenen Hilfen. Zum Beispiel 200 Euro für Hartz IV Bedürftige, die im Juli ausgezahlt werden. Weitere Hilfen sind derzeit nicht geplant. Da darf man sich später nicht wundern, wenn es in der Gesellschaft brodelt.

Bild: Enrique Ramos/ shutterstock.com

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