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Jobcenter-Chef fordert sofort 100 Euro mehr Hartz IV

100 Euro in Einkaufswagen auf DIagramm Hartz 4 Regelsatz

Die Gesellschaft droht angesichts der größten Preissteigerungswelle seit der Wiedervereinigung auseinanderzubrechen. Immer mehr Menschen können sich selbst Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten und fühlen sich zunehmend an den Rand gedrängt. Das Magazin „Report Mainz“ hat anhand von Beispielen gezeigt, was das für Betroffene heißt. Während die Politik keinen Handlungsbedarf sieht, fordert der Sprecher des Bundesnetzwerks der Jobcenter, Stefan Graaf, sofort 100 Euro mehr für Hartz IV Bedürftige.

Inflation steigt rasant

Anlass für den Beitrag war unter anderem die steigende Inflation und deren Auswirkungen. Anfang des Jahres betrug sie noch 4,9 Prozent, im April 7,4 Prozent und im Mai bei (vorläufig) 7,9 Prozent. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Viele Hilfsbedürftige fühlen sich mit diesem Kostendruck alleingelassen.

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Da ist es ein kleiner Lichtblick, dass vonseiten der Jobcenter Alarm geschlagen wird.

„Das ist für die Menschen nicht mehr zu stemmen“,

erklärt Stefan Graaf, Chef des Jobcenters der Städteregion Aachen. Sie sähen sehr viel Verzweiflung, Not und Elend. Daher lautet seine Forderung – und er spricht für das Bundesnetzwerk der Jobcenter:

„Über den dicken Daumen, glaube ich, brauchen die Menschen so 100 Euro mehr.“

Und das so sofort. „Wenn ich mir die Preissteigerungen ansehe, dann sollten die Anpassungen der Leistungen möglichst schnell passieren, am besten zum 1.6…1.7“, so Graaf.

Bundesregierung sieht keinen Bedarf

Die Bundesregierung hält dies, so die Antwort auf eine Anfrage von „Report Mainz“, nicht für nötig. Schließlich gebe es die Einmalzahlungen – 200 Euro für Hartz IV Bedürftige im Juli, Rentner erhalten in der Regel gar nichts – und sei der Regelsatz im Januar um drei Euro angehoben worden.

„Für einen darüber hinausgehenden Ausgleich gab es keine verfügbaren statistischen Daten“,

erklärte das Bundesarbeitsministerium.

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Deutsche Politik ist kniepig

Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband nennt diese Antwort „zynisch“. „Wenn es um Armut geht, ist die deutsche Politik geizig, kniepig und kleinkariert“, sagt er. Der Verband fürchtet jetzt eine noch deutlichere Spaltung in Arm und Reich.

Betroffene sehen sich an den Rand gedrängt.

Bestätigt wird diese Einschätzung von Rentnerin Ursula U., die sich an den Rand gedrängt fühlt, und Heike B., die als Mutter dreier Kinder mit Hartz IV aufstockt. Trotzdem reicht das Geld nicht, um regelmäßig zu kochen. Sie geht deshalb zur Arche. Doch auch dort spürt man die Auswirkungen der Inflation. Der Arche-Leiter in Berlin vergleicht die Situation mit einem Horrorfilm. Es stehe immer weniger für immer mehr Hilfsbedürftige zur Verfügung.

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Aktiv werden: Petition gegen Armut

Deshalb ist es umso wichtiger, seine Stimme zu erheben. Die Petition von #IchBinArmutsbetroffen ist ein erster Schritt. Und als Tipp an das Bundesarbeitsministerium: Ein Blick auf die Teuerungsrate und die Preise für Brot & Co. sollten als „statistische Daten“ eigentlich ausreichen, um den Bedarf zu sehen.

Bild: Montage Buergergeld.org (Regelsatz 2022 Tortendiagramm) & macgyverhh/ shutterstock.com (Einkaufswagen mit 100-Euro-Geldschein)

Report Mainz – Sendung vom 26.04.2022 – „Lässt die Politik Hartz-IV-Empfänger im Stich“ | ARD Mediathek

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