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Hartz IV: 200 Euro Bonus deckt Kaufkraftverlust nicht

abgewertetes Geld in Händen aufgrund Inflation und Kaufkraftverlust

200 Euro Corona-Bonus für Hartz IV Bedürftige: Darauf hat sich die Ampelkoalition geeignet, damit Menschen in der Grundsicherung nicht von den steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie „überrollt“ werden. Doch selbst mit der Verdoppelung der ursprünglich veranschlagten 100 Euro bleibt die Regierung deutlich hinter der tatsächlichen Teuerung zurück. Das heißt konkret: Die Armut verschlimmert sich – und zwar auf breiter Front, da auch Haushalt abseits von Hartz IV unter der Inflation leiden.

16,67 Euro pro Monat

Beim 200 Euro Corona-Bonus handelt es sich um eine einmalige Zahlung, die nach aktuellem Stand im Juli mit dem Hartz IV Regelsatz überwiesen wird. Umgerechnet auf zwölf Monate ergibt sich aus den 200 Euro ein monatlicher Zuschuss von 16,67 Euro. Diese Zahl an sich sagt noch nicht viel aus.

Plus von 3,74 Prozent

Bezogen auf den Hartz IV Regelsatz, der Anfang 2022 für einen Single von 446 auf 449 Euro angehoben wurde (eine Steigerung um gerade einmal 0,67 Prozent), ergibt sich durch die 16,67 Euro im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von immerhin 3,74 Prozent. Normalerweise und in Jahren mit einer durchschnittlichen Inflation wäre das ein ordentliches Zubrot.

Die Teuerung bei Nahrungsmitteln und Energie

Da sich die Teuerung inzwischen fernab ihrer bisherigen Entwicklung bewegt, und das vor allem im Bereich Nahrungsmittel und Energie, stellen 3,74 Prozent für Hartz IV Bedürftige jedoch nur einen Bruchteil der tatsächlichen Mehrkosten dar.

Nahrungsmittel: 6,74 Prozent teurer

Laut Statistischem Bundesamt lag der Verbraucherpreisindex für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke zu Beginn des vorigen Jahres bei 111,3. Aktuell (März 2022) weist die Statistik einen Wert von 118,8 auf. Daraus ergibt sich nur in diesem Teilbereich ein Anstieg der Kosten um 7,5 Punkte bzw. 6,74 Prozent – Tendenz spürbar steigend.

Strom: 15,6 Prozent teurer

Noch deutlicher wird der Preistrend im Segment Energie – genauer Strom. Hier listet die Statistik für Anfang 2021 einen Verbraucherpreisindex von 111,2. Im März 2022 waren es schon 128,5. Das ist eine Steigerung von 15,6 Prozent.

Verbraucherpreise: 4,8 Prozent teurer

Die Verbraucherpreise insgesamt sind laut Index von Januar 2021 mit einem Wert von 106,8 auf 111,6 im März 2022 geklettert. Das ist ein Plus von 4,5 Prozent oder 4,8 Punkten.

Statistik Hartz IV Regelsatz im Verhältnis zur Inflation

Tatsächliche Kosten versus Corona-Bonus

Die Zahlen belegen: Der Corona-Bonus für Hartz IV Bedürftige fängt zwar einen Teil der Mehrkosten auf. Doch die 200 Euro reichen nicht aus, um die allgemeine Teuerung auszugleichen: 4,5 und 3,74 Prozent ergeben eine Differenz von 0,76 Prozent.

So hoch müsste der Corona-Bonus sein

Bezogen auf die einzelnen Pauschalen, aus denen sich der Hartz IV Regelsatz zusammensetzt, ergibt sich ein noch deutlicheres Bild. Für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren standen einem Single 2021 monatlich 154,78 Euro zur Verfügung. Bei einer Teuerung um 6,74 Prozent müsste der Bonus bereits 10,43 Euro pro Monat betragen, um einen Ausgleich für den Kaufkraftverlust zu schaffen.

Beim Strom, für den einem Einpersonenhaushalt 36,17 Euro Hartz IV zustanden – die schon nicht reichten um die Stromkosten zu decken – müssten es angesichts einer Preissteigerung von 15,6 Prozent 5,64 Euro mehr sein.

Heißt: Nur für Strom und Nahrungsmittel hätte der Corona-Bonus monatlich 16,07 Euro betragen müssen. Da sind Verkehr, Freizeit, Kleidung und andere Produkte und Dienstleistungen noch gar nicht enthalten. Nur von der allgemeinen Teuerung ausgehend, in die alle Waren samt Luxusgütern einfließen, wären es bei einer Teuerung von 4,5 Prozent monatlich 20,07 Euro und damit 3,40 Euro im Monat mehr als der Corona-Bonus vorsieht.

Wunsch: 600 Euro Hartz IV Regelsatz

Auf das Problem, dass der Hartz IV Regelsatz nicht mit den Kosten Schritt hält, machen Verbände seit Jahren aufmerksam. Würde man die derzeit 449 Euro für einen Single um das Preiswachstum aufstocken, ergäbe das einen Wert von etwa 469 Euro. Gewünscht werden von den Verbänden 600 Euro – die angesichts der steigenden Kosten weniger realitätsfremd sind, als oft kritisiert wird.

Preissteigerungen werden erst 2023 im Hartz IV Regelsatz berücksichtigt

Bild: Berit Kessler/ shutterstock.com

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