Kommende Woche wird Peter Hartz 80 Jahre alt. Die größte Wirtschafts- und Sozialreform der deutschen Nachkriegsgeschichte trägt seinen Namen. Das sei ein Fehler gewesen, sagt der Manager. Doch Hartz IV, das mit seiner Reform aus der Taufe gehoben wurde, sieht der Saarländer als Erfolg. Die Zahlen geben ihm recht. Wie es den Betroffenen geht, interessiert den Mann indes nicht.
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Radikalkur vorgelegt
Zu Zeiten, als Gerhard Schröder (SPD) Kanzler war und Rot-Grün die Regierung bildete, war Peter Hartz Leiter einer Expertenkommission. Er arbeitete die Pläne für eine „arbeitsmarktpolitische Radikalkur“ aus. Sie mündete in vier Reformgesetzen, von denen Hartz IV am bekanntesten ist.
Prinzip von Fordern und Fördern
Im Fokus der Maßnahmen stand, die Arbeitslosigkeit in Deutschland zu halbieren. Damals waren 3,8 Millionen Menschen arbeitssuchend. Als probates Mittel, das Hartz IV bis heute den Stempel aufdrückt, wurde das Prinzip von Fordern und Fördern geschaffen. Kurzum: Sanktionen für alle, die nicht spurten.
Hartz IV Sanktionen schaden der Beschäftigungsqualität
Ziel nicht erreicht
Mit Blick auf die Zahl der Arbeitslosen wurde das Hartz IV Ziel nicht erreicht. 2005 zählte die Bundesagentur für Arbeit fünf Millionen Betroffene, also deutlich mehr. Aktuell sind rund 2,6 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Gleichwohl geht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) davor aus, dass die Hartz IV Gesetze „wesentlich zur Verringerung der Arbeitslosigkeit in Deutschland beigetragen“ haben.
Immer mehr Kinder in Hartz IV und Armut
Hartz ist zufrieden
„Unterm Strich kann ich sagen: Die Reform ist nicht nur umstritten, sondern sie war ja sehr erfolgreich“, erklärt Peter Hartz im Rückblick.
Er geht sogar so weit, zu behaupten, Hartz IV sei eine der besten Reformen gewesen. „Der Erfolg ist doch sehr nachweisbar“, erklärt der Macher. Seinen Namen würde er jedoch nicht mehr dafür hergeben. Das sei eine Belastung gewesen.
Soziale Lage von Hartz IV Bedürftigen hat sich massiv verschlechtert
Heftige Kritik am System
Schon zur Einführung der Hartz-Gesetze protestierten Hunderttausende. An der Kritik hat sich bis heute nichts geändert. Gewerkschaften, Sozialverbände und viele Parteien sehen Hartz IV als überholt an. Mit den Regelsätzen sei eine Teilhabe am normalen Leben nicht mehr möglich. Hinzu komme der Druck durch strenge Vorschriften und drohende Sanktionen. Daran würde Peter Hartz nichts ändern, dafür aber mehr auf Digitalisierung setzen.
Sozialverbände: Hartz IV hat keine Zukunft
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