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Altersarmut: Viele Rentner jobben aus schierer Not

Nachdenklicher Rentner

Mit 65 Jahren die Füße hochlegen und die Rente genießen. Für viele zerplatzt dieser Traum wie eine Seifenblase. Über eine Million Rentnerinnen und Rentner in Deutschland gehen nach wie vor arbeiten. Einige, weil sie Spaß daran haben. Die meisten aber, weil sie sonst nicht über die Runden kommen würden und sich schämen, Grundsicherung im Alter in Anspruch zu nehmen.

72.000 über 80-Jährige arbeiten

Der Bundestagsabgeordnete der Linken, Dietmar Bartsch, hatte die Zahlen angefragt. Demnach arbeiten aktuell über eine Millionen Menschen, die älter als 67 Jahre sind. Davon sind 660.000 laut Statistik des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales 70 Jahre und älter, 220.000 bereits 75 Jahre alt und über 72.000 sogar 80 Jahre und älter.

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Großteil hat Minijob

In der „Generation 67 plus“ haben 208.000 einen sozialversicherungspflichtigen Job und 831.000 sind geringfügig beschäftigt, wozu auch Minijobs zählen. Hinzu kommen 19.000 Nebenjobs. Die Mehrheit arbeitet im Büro, geht putzen oder jobbt als Fahrerinnen bzw. Fahrer.

803 Euro im Monat

Über die Gründe, warum Rentnerinnen und Rentner arbeiten gehen, liegen keine klaren Aussagen vor. Einige möchten gar nicht aufhören, andere müssen weitermachen. Denn: Etwa 15 Millionen Senioren und Seniorinnen haben Altersbezüge von lediglich 803 Euro im Monat. Das führt zwangsläufig zu finanziellen Problemen oder in einem Wort, zu Altersarmut. Denn mit weniger als 1.074 Euro im Monat gilt man offiziell als „arm“.

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40 Prozent müssen arbeiten

Wie sehr der Schuh drückt, zeigt eine weitere Zahl: Für 40 Prozent derer, die noch arbeiten, ist das Einkommen unerlässlich, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Zwei Drittel sehen das Geld als Zuverdienst. Besonders oft betroffen sind Selbstständige, für die keine Rentenversicherungspflicht besteht.

Flexibles Renteneintrittsalter

Die Situation wird politisch völlig unterschiedlich gewertet. „Bei vielen ist es die schiere finanzielle Not, etwas hinzuverdienen zu müssen“, sagt Dietmar Bartsch. Seitens der FDP äußerte sich Johannes Vogel. Für ihn ist es eine gute Nachricht, dass Ältere im Berufsleben bleiben wollen. Er spricht sich daher für ein flexibles Renteneintrittsalter aus.

Rente unter Hartz IV Niveau

Dass Renten unter Hartz IV Niveau drohen, davor wird seit Jahren gewarnt. Die Situation wird sicher nicht besser. Daher begrüßt der Sozialverband Deutschland, dass erste Seniorinnen und Senioren von der Grundrente profitieren. Sie könne helfen, der Altersarmut vorzubeugen. Darüber hinaus brauche es die „Sozialversicherungspflicht ab dem ersten Euro, eine Erwerbstätigenversicherung und einen Mindestlohn von 13 Euro“.

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