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Kinder in Hartz IV: tiefe soziale Ungleichheit

Die Rufe der Sozialverbände, sich stärker im Kampf gegen Kinderarmut zu engagieren, bleiben seit Jahren ohne Echo. Die Politik bewegt sich zwar, aber nur in Trippelschritten. Insofern sind die Daten aus dem sechsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung und auch die Fakten zur sozialen Ungleichheit hinlänglich bekannt. Sie unterstreichen einmal mehr, wie sehr Kinder und Jugendliche unter Hartz IV leiden.

Einkommensarme Familien werden abgehängt

Der Paritätische Wohlfahrtsverband spricht angesichts der jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes von einem „beschämenden Ausdruck tiefer sozialer Ungleichheit“.

Reiche Familie seien in der Lage dreimal mehr für ihre Kinder auszugeben – Lebensunterhalt und Teilhabe – als Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind oder nur ein geringes Einkommen erzielen.

Kinder in Hartz IV werden abgehängt

Die Folgen der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich liegen auf der Hand: Kinder aus Hartz IV Familien würden, so der Paritätische Wohlfahrtsverband, immer weiter abgehängt. Gleichzeitig schließe man sie von der gleichwürdigen sozialen und kulturellen Teilhabe aus.

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Corona hat die Kluft verschärft

Dieser Umstand habe sich aufgrund der Corona-Pandemie noch weiter verschlimmert. Durch die oft fehlende technische Ausstattung sei auch die digitale Teilhabe erschwert. Insofern verschärfe sich die Kluft immer weiter und mache schmerzhaft deutlich, welche Folgen Corona vor allem für Hartz IV Bedürftige habe.

Beherzte Armutsbeseitigungspolitik

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, fordert daher eine „beherzte Armutsbeseitigungspolitik“. Er betont:

„Es kann nicht angehen, dass Kinderarmut als gegeben hingenommen wird. Das, was für die Mehrheit Gleichaltriger selbstverständlich ist, bleibt armen Kindern aufgrund der Einkommenssituation ihrer Eltern versagt.“

Kindergrundsicherung gefordert

Tatenlosigkeit im Hinblick auf die Bekämpfung von Kinderarmut wirft der Bundesregierung auch das Deutsche Kinderhilfswerk vor. Die Armutsgefährdungsquote sei in Deutschland höher als im EU-Durchschnitt. Um dem entgegenzuwirken, spricht sich das Kinderhilfswerk für eine bedarfsgerechte Kindergrundsicherung aus.

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Kinder gleich behandeln

Ins gleiche Horn stößt der Sozialverband Deutschland (SoVD). Dessen Präsident Adolf Bauer mahnt:

„Alle Kinder sollten dem Staat gleich viel wert sein. Denn es geht um gleiche Chancen zur Teilhabe und gleiche Chancen zur Potenzialentfaltung.“

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Mentoring-Programme

All das, was die Verbände berichten, gehört zum Tagesgeschäft von Sandra Born von der Arbeitsgruppe Kinderarmut des Bezirksamtes Lichtenberg. Sie wünscht sich, dass Kinderarmut und Bildungsbenachteiligung endlich bekämpft werden, etwa durch gezielte Patenschafts- und Mentoring-Programme.

Bildnachweis: White bear studio / shutterstock.com