Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, fühlen sich oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt und ausgegrenzt. Dass dieses Gefühl keine bloße Einbildung ist, bestätigt jetzt die Umfrage einer Dating-Plattform. Demnach werden Personen, die auf Hartz IV Niveau leben und damit als mittellos gelten, im Vergleich zu Normalverdienern weitaus öfter als Beziehungspartner abgelehnt.
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Mittellose Singles gehen leer aus
1.032 Mitglieder des Dating-Portals Gleichklang.de hatten sich dazu geäußert, welche Chancen mittellose Singles bei der Partnersuche haben. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede.
Frauen lehnen potenzielle Partner zu 73 Prozent ab, wenn sich das Einkommen auf Hartz IV Niveau bewegt. Männer scheinen diesbezüglich nicht so streng zu sein. Hier liegt die Quote derer, die klar „nein“ sagen, nur bei 32 Prozent.
Gleich und gleich gesellt sich gern
Hier zeigt sich einmal mehr, „gleich und gleich gesellt sich gern“. Bezogen auf die Studie: Je höher das Einkommen der Befragten war, desto eher lehnten sie Hartz IV Bedürftige oder andere Personen mit geringerem Einkommen ab. Bildung und sexuelle Orientierung haben übrigens deutlich weniger Einfluss bei der Partnersuche.
Vorbehalte gegen Hartz IV Bedürftige
Im Rahmen der Umfrage wurde auch auf die Gründe eingegangen, warum Bezüge auf dem Level von Hartz IV ein Ausschlusskriterium darstellen. Fünf Hauptvorbehalte kristallisierten sich heraus. Ganz oben steht der Wunsch nach einem finanziell unabhängigen Beziehungspartner (76,3 Prozent). Immerhin: Ausnahmen seien denkbar, wenn die Mittellosigkeit nicht selbst verschuldet ist.
Dank Hartz IV als Schmarotzer abgestempelt
Angst vor finanzieller Ausnutzung
Weitere Aspekte: Befürchtet werden ein ungünstiges Machtgefüge innerhalb der Beziehung (50,1 Prozent) und finanzielle Ausnutzung bzw. eine (zusätzliche) finanzielle Belastung durch einen Partner, der mittellos ist (36,3 Prozent). Interessanterweise wurden auch Sorgen geäußert, dass bei einem Einkommen auf Hartz IV Niveau Persönlichkeits-Defizite zu befürchten sind.
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Frauen sind kritischer
Diese Vorbehalte haben nicht nur Umfrageteilnehmer geäußert, die eine Beziehung zu ärmeren Personen grundsätzlich ablehnen. Auch diejenigen, die sich von Hartz IV oder einem prekären Einkommen nicht sofort abschrecken lassen, haben diese Bedenken, wobei Frauen deutlich kritischer sind.
Zurückweisung an der Tagesordnung
Die Umfrage erfolgte nicht grundlos. Denn immer wieder hatten sich Männer gemeldet, die nur aufgrund ihrer finanziellen Situation – ob nun bedingt durch Hartz IV oder andere Auslöser – Zurückweisungen erlebt hatten. Diplom-Psychologe Dr. Guido F. Gebauer, der die Studie betreute, rät Betroffenen, trotz aller Schwierigkeiten optimistisch und selbstbewusst zu bleiben. Leichter gesagt als getan.
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