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Bundesagentur für Arbeit frisiert Arbeitslosenzahlen

Bundesagentur für Arbeit

Für Juni 2020 gab die Bundesagentur für Arbeit in ihrer Pressemitteilung zum Arbeitsmarkt bekannt, dass die Arbeitslosenquote 6,2 Prozent beträgt und die Arbeitslosenzahl 2.853.000. Doch bei dieser Berechnung werden etwa ein Fünftel der Arbeitslosen nicht mitgerechnet – bei diesem Tuning der Arbeitslosenstatistik spricht die Agentur für Arbeit von Unterbeschäftigung.

Unterbeschäftigung im Juni 2020 bei über 733.000

Bei den Unterbeschäftigten handelt es sich ebenfalls um arbeitslose Menschen, die jedoch unter einer anderen Kategorie geführt werden. Die „Unterbeschäftigten“ werden in der Presseinfo zwar angesprochen, jedoch nur als

Unterbeschäftigung, die auch Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik und kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt

Quelle: BA Pressinfo Nr. 34 zum Arbeitsmarkt im Juni 2020

Dazu zählen beispielsweise Arbeitslose ab 58 Jahren, die im Bezug von Arbeitslosengeld I oder Arbeitslosengeld II stehen (174.273). Ebenfalls Arbeitslose, die sich in einer von der Agentur für Arbeit oder fremd geförderten Maßnahme zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt befinden.

Hartz IV Bedürftige, die einen Ein-Euro-Job ausüben (55.458) zählen nicht als Arbeitslose in der Statistik, genauso wie arbeitsunfähig Erkrankte (41.852).

3.586.653 Arbeitslose anstatt 2.853.307 im Juni

Würde man nun die Unterbeschäftigten von insgesamt 733.346 zu den offiziell von der Agentur für Arbeit vermeldeten Arbeitslosen hinzuzählen, käme man auf insgesamt 3.586.653 Arbeitslose.

Arbeitslosenzahlen Juni 2020 inklusive Unterbeschäftigten

Arbeitslosenquote bei fast 7,8 Prozent

Durch die Erhöhung der offiziellen Arbeitslosen um die Unterbeschäftigten steigt auch die Arbeitslosenquote von den gemeldeten 6,2 Prozent auf fast 7,79 Prozent.

Hartz IV Statistik ebenfalls geschönt

Bereits im März dieses Jahres veröffentlichte die Hochschule Koblenz (O-Ton Arbeitsmarkt) eine Studie, wonach die Statistik für Hartz IV Bedürftige sehr verwässert ist, da nur ein Drittel der Leistungsempfänger offiziell als arbeitslos gelten. Kritik an der statistischen Erfassung von Hartz IV Bedürftigen in den Statistiken der Jobcenter gab es auch bereits vom Bundesrechnungshof, der feststellte, dass etwa 9 Prozent der Bedürftigen falsch erfasst werden.

Quellen:
Presseinfo Nr. 34 der Bundesagentur für Arbeit
O-Ton-Arbeitsmarkt
Bundesrechnungshof