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Hartz IV Empfänger zu wählerisch? Kampagne räumt mit Vorurteilen auf

Finger zeigen auf beschämten Mann

Faul, unmotiviert und wählerisch– Vorurteile gegen Hartz IV Empfänger sind auch heute in unserer Gesellschaft präsenter denn je. Damit muss endlich Schluss sein, findet der Paritätische Gesamtverein und startete deshalb eine Infokampagne, um die Grundsicherung wieder mit Menschenwürde zu vereinen.

Mit Plakaten gegen Hartz IV Missstände

HartzFacts“ heißt die Kampagne des Paritätischen Gesamtverbandes in Zusammenarbeit mit Sanktionsfrei e.V. Mit Großplakaten, die über die nächsten 10 Tage lang in ganz Deutschland an S- und U-Bahnhöfen hängen sollen, wollen die Verbände auf die Missstände im Hartz IV System aufmerksam machen und Betroffene unterstützen.

Kampagne will Hartz IV Vorurteile aus der Welt schaffen

Besonderen Fokus legt die Kampagne dabei auf das Aufräumen mit Vorurteilen. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage vom März 2020 glaubten fast 45 Prozent der Befragten, dass Hartz IV Empfänger zu wählerisch bei der Berufswahl seien und „nichts Richtiges“ zu tun hätten. Die Tatsache, dass ein großer Teil der Hartz IV Empfänger, nämlich rund eine Million Personen bei 3,07 Millionen Hartz IV Empfängern im Dezember 2019 die Leistungen aufstockend zu ihrem Erwerbseinkommen erhält, scheint den Befragten nicht bewusst gewesen zu sein. Helena Steinhaus, Gründerin von Sanktionsfrei, hat genug vom Stigma Hartz IV:

„Hartz 4 ist Stigma, ist Meinung, ist Urteil. Aber vor allem ist es ein Vorurteil! Wie so oft ist auch diese Diskriminierung ein unbewusster und unterschwelliger Prozess und gerade deswegen so gefährlich. Genau deshalb machen wir diese Kampagne“, erklärt sie.

Abschaffung der Sanktionen und höhere Regelsätze

Ferner setzt sich die Kampagne für die Abschaffung der Sanktionen und eine Erhöhung der Hartz IV Regelsätze auf 600 Euro im Monat ein. Vor diesem Hintergrund kritisiert Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Ulrich Schneider besonders die Pläne zur Neureglung der Regelsätze im Jahr 2021. Aus seiner Sicht käme es einem Skandal gleich, sollten die Beträge nicht deutlich angehoben werden. Hilfebedürftige dürften nicht auf Beträge verwiesen werden, die mit dem realistischen Grundbedarf nichts zu tun haben. Nach aktuellem Kenntnisstand soll der Regelsatz im Jahr 2021 für alleinstehende lediglich um 7 Euro monatlich steigen.

 „Anstatt sich hinter Statistiken zu verstecken, sollte sich die Politik endlich den Menschen zuwenden“, mahnt Schneider.

Titelbild: pathdoc/ shutterstock.com