Die Folgen der Corona-Krise scheinen bedeutend verheerender zu sein als bisher angenommen. Das Bundesarbeitsministerium geht nach aktuellen Schätzungen davon aus, dass rund 1,2 Millionen Bürgerinnen und Bürger in den nächsten Monaten Hartz IV Leistungen beantragen werden, berichtet die Funke-Mediengruppe.
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Starker Anstieg der Hartz IV Anträge in Corona-Krise
Diese Entwicklung wurde bereits im Vorfeld vielerorts beobachtet (HartzIV.org berichtete), jetzt ist es offiziell: Die Bundesregierung rechnet mit deutlich mehr Hartz IV Anträgen. Angesichts der Corona-Krise und den damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen für Unternehmen steht es schlecht um den deutschen Arbeitsmarkt. Aktuellen Schätzungen zufolge gehe man von einem Anstieg um 1,2 Millionen Hartz IV Anträge in den nächsten 6 Monaten aus, heißt es in einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag.
Mehrausgaben von 9,6 Milliarden Euro
Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften soll laut Angaben des Ministeriums indes um 40 Prozent steigen. Im März lag diese Zahl noch bei 2,83 Millionen. Das Ministerium geht dabei von Mehrausgaben für den Sozialstaat in Höhe von 9,6 Milliarden Euro aus, wenn die Betroffenen 6 Monate lang Hartz IV Leistungen beziehen.
Grund sei vereinfachtes Hartz IV Bewilligungsverfahren
Den Grund für den starken Anstieg sieht die Bundesregierung neben der wirtschaftlichen Situation auch in dem vereinfachten Bewilligungsverfahren für Hartz IV Leistungen. Die Prüfung des Vermögens und der Angemessenheit der Wohnung wurde im März bis Juni diesen Jahres ausgesetzt, um eine schnelle Leistungsauszahlung für Bedürftige zu gewährleisten. Außerdem ist es derzeit nicht nötig, für die Beantragung der Grundsicherung persönlich im Jobcenter zu erscheinen, um die Infektionsgefahr mit dem Coronavirus einzudämmen. Dennoch: Die Jobcenter sind trotz der bürokratischen Entlastung angesichts der Antragsfluten schon jetzt am Limit ihrer Kapazitäten (HartzIV.org berichtete). Ob und inwiefern die Regierung plant, die Geschäftsstellen zu unterstützen ist derzeit unklar.
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