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Soziale Entmischung: Hartz IV Empfänger aus Innenstädten vertrieben

Traurige Familie zieht um

Hartz IV Empfänger und Leistungsbezieher müssen viel einstecken: Als Sozialschmarotzer deklariert werden sie gesellschaftlich geächtet und ausgegrenzt – buchstäblich. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, so heißt es im ersten Artikel des Grundgesetzes. Eine Studie beweist nun, dass dies scheinbar nicht für Hartz IV Empfänger gilt.

Hartz IV Empfänger verdrängt

Wie kürzlich eine in Schwerin vorgestellte Studie bewies, werden Hartz IV Empfänger und sozialschwache Familien immer mehr aus den teuren innerstädtischen Bereichen gedrängt und besiedeln zunehmend ärmlichere Stadtviertel. Im Rahmen des Prozesses der sozialen Entmischung würde so Arm und Reich räumlich immer mehr getrennt werden.

Mecklenburg-Vorpommern besonders betroffen

Besonders auffällig soll dieses Phänomen in Städten Mecklenburg-Vorpommerns sein. Seit 1990 wurde die soziale Entmischung dort wesentlich stärker in Erscheinung getreten sein als in anderen ostdeutschen Regionen. In Rostock ging der Anteil der Leistungsbezieher in den besseren Wohngebieten in den letzten 15 Jahren um die Hälfte zurück – bereits davor war die Zahl der Hartz IV Empfänger in Nicht-Plattenbaugebieten sehr gering.

Mehr gemischte Wohngebiete

Für die Zukunft seien weitere Bemühungen für eine Stadtbaupolitik „hin zu bunt durchmischten Wohnungsquartieren“ nötig, so Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD). Mit veränderten Förderrichtlinien wolle die Landesregierung dem Entmischungstrend entgegenwirken, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Aktuell soll in vier Modellregionen geprüft werden, ob gezielte Förderungsmaßnahmen Wohnraum für verschiedene Einkommensschichten im gleichen Raum geschaffen werden kann.

Folgen der sozialen Entmischung

Der sozialen Entmischung müsse entgegengegangen werden, um eine weitere Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Dafür seien laut Landtagsabgeordneten der Linken Eva-Maria Kröger aber verschiedene Maßnahmen nötig: „Nur nebeneinander zu wohnen, hilft dabei wenig, denn miteinander zu leben, braucht Begegnungen. Besonders wichtig ist, die Stadtteile aufzuwerten. Supermärkte, Cafés, Ärzte und alternative Wohnformen für Jung und Alt gehören genauso dazu wie eine gute Anbindung durch den Nahverkehr“, so Kröger.

Schulsystem spielt wichtige Rolle

Besonders das Schulsystem spiele hierbei eine elementare Rolle. Durch gute staatliche Schule könnte dem Privatschul-Trend der Kinder aus wohlsituierten Familien entgegengegangen werden. Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten müssten Zeit miteinander verbringen und gemeinsam lernen – das schließt Kinder, deren Familien von Jobcenter abhängig sind mit ein. Infrastrukturminister Pegel sieht das ähnlich: „Dort, wo sich Kinder aus unterschiedlichen Schichten täglich in der Schule begegnen, gehen sie auch später vorurteilsfrei miteinander um“.

Titelbild: ChameleonsEye/ shutterstock.com