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Endstation Hartz IV: Jeder Fünfte seit 10 Jahren im System gefangen

Deprimierter Mann sitzt in Tunnel -Hartz IV Endstation

Deutschlandweit gibt es aktuell mehr als 5 Millionen Hartz IV Empfänger. Besonders erschreckend: Jeder fünfte Leistungsbezieher ist seit über 10 Jahren im Hartz IV System gefangen! Aber wieso haben Langzeitarbeitslose schlechtere Chancen auf einen Arbeitsplatz und warum landen viele vermittelte Betroffene nach kurzer Zeit wieder beim Jobcenter?

Knapp 550.000 Menschen seit 2005 im Leistungsbezug

Die Zahlen des Bundesarbeitsministeriums (ausgehend aus der Antwort auf eine Anfrage der AfD-Fraktion) offenbaren, dass viele Hartz IV Empfänger seit Jahren keinen Ausweg aus dem Leistungsbezug finden. Im Oktober 2019 hätten rund 991.000 Menschen seit mindestens 10 Jahren Hartz IV bezogen. Davon seien wiederum 547.810 Menschen schon mehr als 14 Jahre auf die staatliche Hilfeleistung angewiesen – also seit Hartz IV Einführung im Jahre 2005.

Von den insgesamt 5,3 Millionen Hartz IV Empfängern, seien nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) 3,8 Millionen erwerbsfähig und 1 Millionen würden Hartz IV als aufstockende Leistungen erhalten. Einmal vermittelt, landet allerdings jeder zweite Leistungsbezieher nach 3 Monaten wieder in der Arbeitslosigkeit.

Kaum Chancen für Langzeitarbeitslose auf dem Arbeitsmarkt

Die dauerhafte Integration von Hartz IV Empfängern in den Arbeitsmarkt ist schlichtweg ungenügend. Durch die Vermittlung in kurzfristige Beschäftigungen oder Weiterbildungsmaßnahmen, ensteht ein Boomerang-Effekt. Weiterbildungsprogramme enden nach einigen Monaten ohne Aussicht auf einen Job, so dass der Betroffene nach kurzer Zeit wieder beim Jobcenter landet.

Allerdings spielt auch das Alter eine Rolle für die Erfolgschancen auf dem Arbeitsmarkt. Langzeitarbeitslose über 50 Jahren haben es in unserer heutigen Leistungsgesellschaft einfach schwerer als jüngere Kandidaten.

Zudem spielen gesundheitliche Einschränkungen, die Pflege von Angehörigen oder fehlende Schulabschlüsse tragende Rollen im Teufelskreis der Arbeitslosigkeit.

SPD will sich von Hartz IV verabschieden

Das System bröckelt und kaum jemand ist noch davon überzeugt, dass Hartz IV ein gerechtes und sinnvolles Konzept ist. Auf ihrem Parteitag hat die SPD jetzt beschlossen, dass Hartz IV bald der Vergangenheit angehören soll. Man wolle das Arbeitslosengeld II durch das Bürgergeld ersetzen.

Grüne und Linke begrüßen den Beschluss der Sozialdemokraten: „Es ist gut, wenn nach den Grünen nun auch die SPD Hartz IV hinter sich lassen will.“, erklärt Sven Lehmann (Sprecher der Grünen-Fraktion) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Der CDU-Arbeitsmarktexperte Kai Whittaker äußert sich hingegen kritisch: „Die SPD will Hartz IV hinter sich lassen. Wir als Union wollen, dass die betroffenen Menschen Hartz IV hinter sich lassen“

Titelbild: hikrcn / shutterstock.com