Zum Inhalt springen

Eskalation: Hartz IV Empfänger aus Jobcenter geprügelt

Mann wird von Polizei festgenommen

Trotz Hartz IV Bescheid erhielt ein Familienvater aus Mannheim kein Geld. Da er beim Jobcenter zunächst abgewiesen wurde, weigerte er sich aufgrund der großen Notlage zugehen. Schließlich wurde der Mann mit Tritten und Schlägen aus dem Jobcenter abgeführt. Kurz darauf stand er jedoch selbst als Angeklagter wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt vor Gericht und wurde verurteilt. Heute steht fest: Der Familienvater fordert Gerechtigkeit und geht in Berufung. 

Familienvater will nicht gehen – Jobcenter ruft Polizei

Der Fall des Familienvaters Ufuk T. ereignete sich zwar bereits im letzten Jahr, jedoch schlägt dieser bis heute noch große Wellen. Weil er trotz Hartz IV Bescheid einen Monat lang keine Leistungen erhielt, ging er ins Jobcenter Mannheim und forderte einen Sachbearbeiter zu sprechen. Zudem machte er deutlich, dass er dringend Hilfe benötige und weder Miete noch Essen für seine Familie zahlen könne. Anstatt dem Mann zu helfen, wurde er aufgefordert in vier Tagen noch einmal wiederzukommen.

Da die Notlage zu groß war, weigerte er sich zu gehen und bestand auf ein Gespräch mit einem Sachbearbeiter. Das Jobcenter rief hingegen die Polizei, die die Familie aus dem Jobcenter begleiten sollte. Der Security Mitarbeiter und zwei Polizisten nahmen den Familienvater in Gewahrsam, der sich versuchte dem Griff zu entziehen. Dabei eskalierte die Situation.

Polizeibericht: „Mit leichten Schlägen auf die Rippen wurde Atemnot erzeugt“

In der Rangelei fiel der frisch am Bauch operierte Familienvater zu Boden und schrie: “Ich habe Schmerzen und wurde gerade operiert, bitte hören sie auf!”. Der Polizist brachte den Vater trotzdem in Bauchlage und setzte sich auf ihn bis Verstärkung von vier weiteren Polizisten eintraf. „Mit leichten Schlägen auf die Rippen wurde Atemnot erzeugt, damit der Wille des Angeklagten gebrochen wird“, heißt es selbst im offiziellen Polizeibericht zum Vorfall. Ufuk T. trug nicht nur einen Schock, sondern auch schwere Hämatome davon.

In dem Polizeibericht wird zwar erklärt, dass “zuvor in vernünftiger Atmosphäre ohne Aggressivität von Seiten des Angeklagten” ein 20 minütiges Gespräch stattfand. Trotzdem fand sich das eigentliche Opfer als Angeklagter vor Gericht wieder. Die Anklagepunkte lauteten: Widerstand gegen Staatsgewalt, Hausfriedensbruch und Körperverletzung. Das Amtsgericht Mannheim verurteilte den Mann am 25. Juni 2019 schließlich zu 170 Tagessätze à 15 Euro.

Prominente zeigen Solidarität für Ufuk T.

Mittlerweile haben sich viele Menschen mit dem Familienvater solidarisiert. Unter anderem auch der bekannte deutsche Sänger und Liedermacher Konstantin Wecker, der auf seiner Seite „hinter-den-schlagzeilen.de“ schreibt:

„Als engagierter Verteidiger der Menschenrechte protestiere ich hiermit gegen diese Mannheimer Vorgänge. Gleichzeitig erkläre ich meine Solidarität mit Ufuk T. Daß Menschen in Deutschland hungern sollen, weil man sie mit Polizeigewalt aus Amtsgebäuden entfernt und daran hindert, ihren grundgesetzlich garantierten Rechtsanspruch auf ein jederzeit zu gewährleistendes menschenwürdiges Existenzminimum geltend machen zu können, empört mich zutiefst.“

Familienvater geht in Berufung

Ufuk T. hat gegen das Urteil des Amtsgerichts Berufung eingelegt, da er eine von ihm ausgehende tätliche Auseinandersetzung weiterhin bestreitet. Vertreten wird er in dem Berufungsverfahren beim Landgericht Mannheim jetzt von dem bekannten Mannheimer Strafverteidiger Günter Urbanczyk, welcher der Ursache für die Eskalation im Mannheimer Jobcenter näher auf den Grund gehen will. Ein Termin für die Verhandlung steht noch aus.

Titelbild: boyphare / shutterstock.com