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Hartz IV: Tafeln verzeichnen dramatisch wachsenden Zulauf

Tafeln in Deutschland 1993 bis 2019

Die neuen Zahlen der Tafel schockieren, denn allein im letzten Jahr habe sich die Anzahl der Menschen vor den Tafel Ausgaben extrem erhöht. Besonders betroffen sind Hartz IV Empfänger, Senioren und Alleinerziehende.

Schockierende Tafel Bilanz: 10 Prozent mehr Bedürftige

Am Mittwoch veröffentlichte die Tafel ihre traurige Jahresbilanz. Besonders schockierend: Allein im letzten Jahr habe sich die Zahl der regelmäßigen Tafel Kundinnen und Kunden um ganze 10 Prozent erhöht. Insgesamt seien aktuell jährlich 1,65 Millionen Menschen auf das Angebot der Tafel angewiesen, um nicht hungern zu müssen. Allein ein Drittel davon betreffe Kinder und Jugendliche.

Der Zuwachs der Tafel-Nutzer im Verlauf der letzten 14 Jahre ist besorgniserregend. In dieser Zeit hat sich die Zahl der Bedürftigen verdreifacht. 2005 waren es noch 500.000. Im selben Jahr wurde Hartz IV eingeführt. Zwei Jahre später im Jahre 2007 wurden bereits 700.000 Tafel Gänger verzeichnet und 2015 ganze 1,5 Millionen. Ein Schelm, wer da Böses denken mag im Zusammenhang mit der Einführung des Hartz IV Systems.

Hoher Zuwachs an bedürftigen Senioren

Im Jahre 1993 hat die erste Tafel in Berlin eröffnet. Seitdem ist auch die Anzahl der Tafeleinrichtungen in Deutschland gestiegen. Der Grund: Eine jährlich höhere Nachfrage an vergünstigten bzw. kostenlosen Lebensmitteln. Fast die Hälfte der Tafelbesucher lebt von Hartz IV, da der Regelsatz für viele Familien zu gering ist, um jeden Tag eine vollwertige Mahlzeit auf den Tisch zaubern zu können.Tafeln in Deutschland 1993 bis 2019

Ein weiteres Viertel der Bedürftigen bezieht Grundsicherung oder eine kleine Rente. So zwingt die Altersarmut zunehmend Senioren bei der Tafel anstatt im Supermarkt um die Ecke ihre täglichen Lebensmittel zu besorgen. Laut Verband kamen 20 Prozent mehr ältere Bedürftige als im vorigen Jahr zur Essensausgabe. Lediglich ein Fünftel des Tafel Zuwachs ist durch bedürftige Menschen aus dem Ausland begründet, welche Asyl in Deutschland beantragt haben. Ebenso machen Geringverdiener und Alleinerziehende Gebrauch vom Angebot der Tafel.

Staat entzieht sich seiner Verantwortung

Die Zahlen zeigen, dass der tägliche oder wöchentliche Gang zur Tafel für viele Menschen zum Alltag geworden ist. Der Hunger verdrängt die Scham vor Ablehnung und Verurteilung und der Staat ist fein raus. Selbst Jobcenter Mitarbeiter haben Hartz IV Empfängern bereits geraten die Tafel zu besuchen, wenn der Regelsatz nicht ausreiche. Jedoch ist es längst an der Zeit, dass der Staat wieder selbst Verantwortung übernimmt für die Ärmsten der Gesellschaft, sich finanziell beteiligt und vor allem langfristige Lösungen schafft.

Titelbild: Gena Melendrez / shutterstock.com