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Weniger Hartz IV, dafür mehr Altersarmut

Der Sozialstaat ist inzwischen eine Dauerbaustelle. Kaum hat man eine Ecke des Systems renoviert und auf Vordermann gebracht, bröckelt es am anderen Ende. Bestes Beispiel dafür sind die Zahlen und Daten aus Mönchengladbach. Dort gibt es zwar weniger Hartz IV Empfänger und auch die Kinderarmut scheint nachzulassen. Dafür benötigen immer mehr Senioren Grundsicherung.

Grundsicherung im Alter

An Bilder von Rentnerinnen und Rentnern, die Flaschen sammeln und bei der Tafel Schlange stehen, sollte man sich wohl besser gewöhnen. Denn die Zahl derer, die jahrelang in die Rentenkasse eingezahlt haben, um dann doch nicht über die Runden zu kommen, steigt stetig. Sie sind schlichtweg nicht in der Lage, ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten.

In Mönchengladbach waren davon 2012 etwa 2.800 Personen betroffen. Im vorigen Jahr mussten dann schon 3.159 Seniorinnen und Senioren um Grundsicherung bitten. Seither sind weitere 30 Personen hinzugekommen. Dass die Zahl der Hartz IV Kinder im gleichen Zeitraum gesunken ist, mag da ein kleiner Lichtblick sein – wenngleich eine Quote von 29,9 Prozent nach wie vor beängstigend ist. Auch der generelle Rückgang derer, die Sozialleistungen beziehen, um 6,1 Prozent, ist durchaus positiv. Doch die Altersarmut ist damit nicht gebannt.

Schleichende Gefahr

Hartz IV Empfänger, Geringverdiener und selbst jene, die ein durchschnittliches Einkommen erzielen: Vor Altersarmut ist niemand gefeit. Das lehren die aktuellen Zahlen und Fälle. Davor gewarnt, dass Armut im Alter zur schleichenden Gefahr gerät, wird schon seit Jahren. Darauf gehört hat die Politik bislang, wenn überhaupt, nur mit einem Ohr.

Dabei droht das Problem sich noch zu verschärfen. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank belastet die private Altersvorsorge. Wer fleißig spart, erhält längst nicht mehr den Betrag, der einmal als mögliches (nicht garantiertes) Ergebnis kalkuliert wurde. Dann bleibt im Alter nur, jeden Cent zweimal umzudrehen. Damit ist man dann ganz weit von dem entfernt, was man einen entspannten Lebensabend nennt.

Titelbild: Ruslan Huzau/ shutterstock.com