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Jeder siebte Deutsche zu arm für Urlaub

In den Sommerferien mit der Familie eine Woche in den Urlaub fahren? Für viele selbstverständlich, für andere schlichtweg nicht bezahlbar. Denn viele Deutsche sind zu arm, um zu verreisen. Besonders betroffen sind Alleinerziehende.

Urlaubsreise für viele Menschen „unerfüllter Luxus“

Laut Eurostat (Europäisches Statistikamt) konnte im letzten Jahr jeder Siebte noch nicht einmal eine Woche im Jahr wegfahren. Das sind knapp 14,5 Prozent aller Deutschen, für die eine Urlaubsreise einfach zu teuer war. Davon machen Alleinerziehende mit knapp 31,1 Prozent den größten Anteil aus. Doch auch jeder vierte Alleinstehende musste seine Urlaubstage in 2018 zwangsweise Zuhause verbringen.

“Man muss sich das vor Augen führen: Ein Drittel aller alleinerziehenden Eltern ist nicht in der Lage, seinen Kindern einen Urlaub zu ermöglichen”, kritisiert der Linken-Co-Vorsitzende Bernd Riexinger. Zudem beklagt er, dass es in einem reichen Land wie Deutschland vielen an dem nötigen Kleingeld für Urlaub fehle.

„Eine Urlaubsreise ist für viele Menschen ein unerfüllbarer Luxus“,

resümiert Sabine Zimmermann von den Linken.

Mangelnde Tarifbindung, Niedriglöhne und Hartz IV

Die Linke sieht die Gründe für die traurige Entwicklung in einer mangelnden Tarifbindung und den niedrigen Löhnen und Renten. Außerdem bekämen viele Arbeitnehmer kein Urlaubsgeld oder 13. Monatsgehalt. „Hinzu kommt ein Hartz-IV-System, das gesellschaftliche Teilhabe einschränkt und sanktioniert“, erklärt der Parteivorsitzende. Hartz IV Empfängern fehlt oft nicht nur das Geld für Urlaub, sie müssen auch einiges beachten, bevor sie eine Reise planen können.

Leistungsempfänger müssen für das Jobcenter erreichbar sein, um dem Arbeitsmarkt permanent zur Verfügung zu stehen. Zwar dürfen sie jährlich 6 Wochen lang in den Urlaub fahren, doch werden die Leistungen vom Jobcenter nur 3 Wochen ohne Kürzungen weiter gezahlt. Außerdem muss ein Antrag auf Ortsabwesenheit beim zuständigen Jobcenter gestellt werden. Urlaubsgeld erhalten Hartz IV Empfänger nicht.

Deutschland im europäischen Vergleich

In der gesamten Europäischen Union konnten sich im Jahr 2018 rund 27,6 Prozent aller Menschen keine einwöchige Urlaubsreise leisten. In Frankreich waren es allein knapp 22,6 Prozent, 22,5 Prozent in Großbritannien und sogar 43,7 Prozent in Italien. In Rumänien, Kroatien und Zypern kann nicht mal jeder zweite Urlaub machen. In Dänemark, Österreich, Finnland und Niederlanden sind es jeweils unter 14 Prozent der Bevölkerung, die sich keinen Urlaub leisten kann.

In Deutschland sinkt die Zahl seit 2014 stetig. Damals waren noch 21 Prozent betroffen. Trotzdem sollte jedem Mensch eine Auszeit zustehen und die Möglichkeit haben, die Welt zu entdecken. „Nicht verreisen zu können, ist auch Ausdruck von Armut, die endlich wirksam bekämpft werden muss“, fordert auch Linke-Sozialexpertin Sabine Zimmermann.

Titelbild: InesBazdar / shutterstock.com