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Mieterhöhungen: Viele Hartz IV Betroffene leben in Angst um Wohnungen

Wohnblock - Hochhaus

Wir haben schon mehrmals über Einzelschicksale berichtet, bei welchen Hartz IV Empfänger auf Grund von Mieterhöhungen umziehen mussten oder obdachlos wurden. Was es für einen Menschen bedeutet, um das eigene Zuhause bangen zu müssen, erfahren jetzt auch die Bewohner eines gesamten Wohnviertels in Berenbostel.

Starke Mieterhöhungen auf Grund von Modernisierungsmaßnahmen

Auf dem Kronsberg in Berenbostel/Garbsen leben überdurchschnittlich viele Hartz IV Empfänger, Menschen mit Migrationshintergrund und Geringverdiener. So manch einer mag sagen, es sei ein „Problemviertel“, für andere ist es ganz einfach ein Zuhause. Dieses Zuhause zu verlieren, könnte für einen Großteil der Betroffenen bald jedoch zur bitteren Realität werden, berichtet die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“.

Denn Vonovia, Besitzer des Quartiers und der größte Wohnungskonzern in Deutschland, führt seit 2017 Modernisierungsmaßnahmen in Höhe von 21 Millionen Euro auf dem Kronsberg durch. Die Gegend wird sichtbar schöner und bis Ende Mai sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Doch die Sanierung bringt auch eine deftige Mieterhöhung für die meisten Bewohner mit sich, da ein Teil der Kosten per Gesetz auf die Mieter umgelegt werden darf.

„Das Damoklesschwert des Auszuges bleibt.“

Zwar mussten bisher noch keine Bewohner ausziehen, doch stünden sie unter „enormen Druck“ eine neue bezahlbare Wohnung zu finden, erklärt Hartmut Berg vom Jobcenter Garbsen. Denn die neuen Mieten übertreffen die festgelegten Mietobergrenzen. Demnach dürfte eine 75 qm große Wohnung für drei Personen 517 Euro kalt kosten. Vonovia verlangt für ein solches Objekt nach der Modernisierung 570 Euro. Die Bewohner können nur bleiben, wenn sie nachweisen, dass sie keine günstigere Wohnung finden.

„Die Stadt Garbsen hat mich aufgefordert, innerhalb eines halben Jahres eine günstigere Wohnung zu finden. Die Miete für unsere jetzige Wohnung sei nicht mehr angemessen“, erklärt eine Bewohnerin die Misere. Nach der aktuellen Wohnung habe sie bereits zwei Jahre suchen müssen. „Die Mieter stehen permanent unter Druck, das Damoklesschwert des Auszuges bleibt“, fasst Hartmut Berg zusammen und sieht die Stadt in der Pflicht, neue Sozialwohnungen zu bauen.

Keine neuen Sozialwohnungen vorgesehen

Aktuelle Bauprojekte sehen jedoch keine Sozialwohnungen vor. Nur für das Bauvorhaben Berenbostel Ost 2020 sind Sozialwohnungen geplant – wann und wie viele ist jedoch noch völlig unklar. Vonovia- Sprecher Matthias Wulf erklärt, dass sie nicht alleine für die Sanierung verantwortlich sind: „Wir möchten, dass die Mieter bei uns wohnen bleiben.“ Die Sanierung sei ebenso durch das Projekt Soziale Stadt vorangetrieben wurden.

Man wolle soziale Probleme auf dem Kronsberg reduzieren, indem eine stärkere Mischung der Bevölkerungsstruktur angestrebt wird, heißt es in einem Untersuchungsbericht der Stadt Garbsen aus 2012. So sollen einkommensstärkere Gruppen zuziehen. Die Verdrängung der Einkommensschwächeren wurde bei dem Vorhaben jedoch verschwiegen.

Fakt ist: Der Wohnraum für Hartz IV Empfänger fehlt. Das Jobcenter zahlt momentan unter Auflagen zwar weiter, doch werden die Menschen auf dem Kronsberg über kurz oder lang ihre Wohnungen verlassen müssen.

Weiterführende Informationen zur Mieterhöhung auf Grund von Modernisierungsmaßnahmen:
https://www.mietrecht.de/mieterhoehung-nach-modernisierung/

Titelbild: Andrii Komashko / shutterstock.com