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Jobcenter zahlt Hartz IV Empfängern Führerschein & Auto

Mensch am Steuer im Auto

Mobilität bedeutet Unabhängigkeit. Davon ist auch das Jobcenter überzeugt und finanziert Hartz IV Empfängern den Führerschein, Auto oder Fahrrad, um Betroffenen aus der Arbeitslosigkeit zu helfen.

1,3 Millionen Euro für Führerscheine und Fahrzeugkäufe

Laut Berichterstattung der LN-Online hat das Jobcenter Ostholstein im letzten Jahr knapp 330 Führerscheine und 340 Fahrzeugkäufe für Hartz IV Empfänger auf Antrag und unter bestimmten Voraussetzungen finanziert. Ein Führerscheinantrag wurde mit bis zu 1900 Euro, ein PKW Kauf mit bis zu 2000 Euro, Motorroller mit bis zu 800 Euro und Fahrräder mit bis zu 200-300 Euro bezuschusst. Das Geld stammt aus Bundesmitteln, welches für die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen im Berufsleben vorgesehen ist.

Daraus resultierten 2018 Ausgaben für das Jobcenter Ostholstein von 630.000 Euro für Führerscheine und 680 000 Euro für Fahrzeug- Käufe – also insgesamt stolze 1,3 Millionen Euro. „Doch das ist gut investiertes Geld“, sagt Karsten Marzian, Geschäftsführer des Jobcenters Ostholstein. Auswertungen sollen nämlich beweisen, dass sich die Förderung gelohnt hat und dadurch die Arbeitslosenzahlen im Landkreis merkbar zurückgehen.

Freie Jobs – doch zu lange Fahrtwege

Tatsächlich mangelt es dem Landkreis nicht an offenen Stellen. Ganz im Gegenteil: Insbesondere Jobs in der Pflege, im Gesundheitsbereich, Handel, Gastronomie und Hotellerie sind noch zu besetzten. In Ostholstein stellen die langen Entfernungen in Kombination mit Defiziten im Bus- und Bahnnetz eine fast unüberwindbare Hürde für potenzielle Arbeitnehmer dar.

Das Jobcenter Ostholstein hat sich daher mit ihrer ungewöhnlichen Maßnahme als Ziel gesetzt, Langzeitarbeitslose und Arbeitgeber wieder zusammenzubringen. „Ein Teil unserer Kunden hat gar keinen Führerschein“, so der Jobcenter Leiter und erklärt:

„Also fördern wir dort, wo es machbar und erforderlich ist, die Mobilität.“

Die Förderung greift jedoch nicht innerhalb Städten wie Oldenburg, Eutin oder Heiligenhafen. „Das muss wirtschaftlich sein und Erfolg versprechen. Aber es lohnt sich unterm Strich“, betont Marzian.

Zahlen belegen Erfolg der Maßnahme

„Über 70 Prozent aller Frauen und Männer, deren Führerschein von uns gefördert wurde, sind anschließend direkt in Arbeit oder Ausbildung gegangen. Von den Kunden, denen wir ein Auto finanziert haben, sind sogar über 80 Prozent noch im Job“, erzählt Marzian und erklärt, dass kein anderes Jobcenter in Schleswig-Holstein so einen starken Abbau von Arbeitslosen zu verbuchen hat wie Ostholstein.

Seit 2010 habe sich die Zahl der Hartz IV Empfänger beim Jobcenter Ostholstein um 2800 Männer und Frauen reduziert. „Das ist ein Rückgang um 20 Prozent. Zum Vergleich: Im Land liegt der Rückgang bei gerade 5 Prozent“, sagt Marzian. Daraus resultieren ebenso große Einsparungen, denn 2018 mussten so 3,7 Millionen Euro weniger an Hartz IV Leistungen ausgezahlt werden als noch im Jahr 2017.

Auch der Bund der Steuerzahler zeigt sich zufrieden: „Trotz der erheblichen Summe ist auf diesem Weg offenbar eine ganze Menge zu erreichen“, sagt der Geschäftsführer Rainer Kersten. Gleichzeitig fordert er jedoch, statt der Kostenübernahme lediglich rückzahlungspflichtige Darlehen für Führerschein und Co. anzubieten.

Ob andere Jobcenter mit ähnlichen Maßnahmen nachziehen werden, bleibt abzuwarten. Bisher besteht kein genereller Anspruch auf die Finanzierung von Führerschein, Auto und Co. 

Titelbild: LookerStudio / shutterstock.com