Zehn Jahre beim Jobcenter Duisburg, fünf Jahre davon als Arbeitsvermittlerin tätig – so konnte die Ex-Jobcenter Mitarbeiterin Susanne Willach ganz eigene Erfahrungen mit den umstrittenen Hartz IV Methoden sammeln. Jetzt packt Sie über Statistiken, Sanktionen und fehlende Menschlichkeit aus.
Verschwendete Gelder für sinnlose Maßnahmen
Die 52-jährige Susanne Willach hat ein ganzes Jahrzehnt beim Jobcenter Duisburg gearbeitet. Ihr Fazit nach dieser Zeit fällt ernüchternd aus: „Beim Jobcenter geht es nicht um Menschen, es geht darum, Statistiken zu erfüllen.“ Außerdem würde ein großer Teil der Gelder an Bewerbungstrainings und Maßnahmen verschwendet, die nicht zielführend seien.
Als Beispiel führt Sie ein großes Jobspeeddating an, bei welchem Jobcenter Kunden und Firmen geladen wurden, um mögliche Stellenangebote zu besprechen. Alle Kunden hätten zuvor Bewerbungstrainings als Maßnahme erhalten. Im Anschluss wurden weitere Gelder bewilligt:
„Die mussten raus. Wir mussten jedem Kunden ein Bewerbungstraining aufbrummen, egal, ob er schon da war oder nicht!“
Das Jobcenter Duisburg weist die Anschuldigungen jedoch vehement von sich: Nach dem Jobspeeddating seien lediglich im Einzelfall erneute Bewerbungstrainings angesetzt wurden, wobei es sich ausschließlich um individuelle Seminare mit passenden Themenschwerpunkten gehandelt haben solle.
„So hättest du nicht mit mir reden dürfen“
Susanne Willach glaubt trotz alledem, dass Hartz IV wichtig ist und Sanktionen notwendig sind. Doch würden Sanktionen zu oft die Falschen treffen. Nur die wenigsten Hartz IV Empfänger seien Schmarotzer: „Vielleicht zwei Prozent sind arbeitsunwillig. Die meisten wollen arbeiten. Wenn man sie an der Hand nimmt, wuppt das von ganz alleine“, betont Willach. Sie versuchte selbst mehr auf ihre Kunden einzugehen, was jedoch leider oft mit den Regelungen und Konformen des Jobcenters kollidierte. Zwar musste sie zunehmend Rechenschaft gegenüber ihren Vorgesetzten ablegen, jedoch ersparte sie so Ihren Kunden viele Sanktionen.
Ihre Forderung für die Zukunft: Weniger Statistik, mehr Menschlichkeit und sagt: „Wir dürfen alle nicht vergessen, dass man es mit Menschen zu tun hat.“ Einige ihrer Ex-Kollegen könnten nicht mit Kunden auf Augenhöhe reden „Ich habe viele Gespräche mitbekommen, wo ich mir dachte: So hättest du nicht mit mir reden dürfen.“
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