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Hartz IV: Preiserhöhung beim Sozialticket – Mobilität wird zum Luxus

Ticket-Busfahrer

Mobil sein bedeutet auch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Die Anschaffungs- und Haltungskosten für ein eigenes Auto sind für viele Hartz IV Empfänger jedoch zu hoch. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man ebenso gut von A nach B – wären da nicht die hohen Ticketpreise. Das Sozialticket soll für Bedürftige wie Hartz IV Empfänger die vergünstigte Nutzung von Bus und Bahnen in vielen Städten ermöglichen. Doch auch für dieses Ticket ist nun ab 2019 eine Preiserhöhung angekündigt.

Mobilität bedeutet gesellschaftliche Teilhabe

In Nordrhein Westfalen wird ab Januar 2019 das Sozialticket teurer. Anstatt 37,80 Euro müssen die Bedürftigen ab dem neuen Jahr 39 Euro für das Öffi-Ticket zahlen. Viele deutsche Städte wie zum Beispiel Berlin, Stuttgart, Bielefeld, Gelsenkirchen, Freiburg und Erfurt bieten ein vergünstigtes Ticket für den öffentlichen Nahverkehr an. Hartz IV Empfänger, Sozialhilfeempfänger und Asylbewerber können das Angebot nutzen und sich so im Stadtgebiet bewegen.

Das Bündnis “Sozialticket NRW“ kritisiert jedoch, dass das Ticket immer noch viel zu teuer ist und fordern mehr Geld vom Land. Sie befürchten, dass Mobilität für arme Menschen zum Luxus wird.
Der geringe Hartz IV Regelsatz reicht den meisten Bedürftigen nur für grundlegende Dinge wie Nahrungsmittel, Gesundheit und Bekleidung und weniger für Bus- und Bahntickets.

Um vollständig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, müsse Mobilität für alle möglich sein. Das betont auch der Landrat Dr. Axel Lehmann vom Kreis Lippe: „Mobilität für alle, zu einem fairen Preis, das ist eines meiner wichtigsten Ziele. Denn Mobilität ist der Schlüssel für soziale Teilhabe, insbesondere in einem Flächenkreis wie dem Kreis Lippe.“

 „In keinem verdammten Landkreis findet man ein Sozialticket für 27 Euro“

In Kreis Lippe wird ab 2019 ebenfalls das Sozialticket für 39,00 Euro monatlich eingeführt. Der aktuelle Preis für eine Monatsfahrkarte liegt für den Kreis Lippe bei knapp 135 Euro. Rein rechnerisch fällt die Ersparnis für Hartz IV Empfänger zwar sehr hoch aus, aber gemessen an dem geringen Regelsatz ist der Preis für das Bus- und Bahnticket immer noch zu hoch.

Der Juso-Chef Kevin Kühnert bringt das Problem auf den Punkt: Im Hartz IV Regelsatz 2019 ist für Mobilität etwa 27 Euro vorgesehen. Jedoch fände man laut Kühnert,

in keinem verdammten Landkreis ein Sozialticket für 27 Euro.

Die meisten Sozialtickets bewegen sich zwischen 30 und 50 Euro. Ausgegangen von 39 Euro für ein Sozialticket, muss der Hartz IV Empfänger immer noch etwa 12 Euro monatlich aus seinem schon knapp bemessenen Regelsatz zuzahlen!

Paderborn bietet ein „echtes“ Sozialticket

Es ist nachzuvollziehen, dass die Kritiker-Stimmen immer lauter werden und Forderungen nach einem „echten“ Sozialticket die Runde machen.

Paderborn macht es richtig. Die Stadt bietet zwei Varianten ihres „FairtTickets“ an. Eines für den gesamten Landkreis für 36 Euro und ein Ticket, welches für 25 Euro nur für das Stadtgebiet gültig ist. Mit der günstigeren Variante liegt Paderborn fast 2 Euro unter dem im Regelsatz vorgesehenen Betrag für Mobilität.

Ein Sozialticket für einen realistischen und fairen Preis in allen deutschen Städten wäre wünschenswert. Finanziell schwächere Menschen müssen wieder vollständig am gesellschaftlichen Leben teilhaben können – und dazu gehört auch unbedingt die Möglichkeit zur uneingeschränkten Fortbewegung.

Titelbild: Syda Productions / shutterstock.com