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In die Armut getrieben – Mieten drücken Haushalte unter Hartz IV Niveau

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Dass Hartz-IV-Empfänger nicht im Luxus schwelgen, sondern jeden Cent zweimal umdrehen müssen, ist hinlänglich bekannt. Wie schlecht es vielen Haushalten trotz Arbeit geht, rückt indes nur nach und nach ans Tageslicht. Ein aktuelles Beispiel: Laut Untersuchung des Sozialverbandes Deutschland bleibt rund einer Million Haushalten in Deutschland nach Abzug der Miete nur ein Betrag zur Verfügung, der deutlich unter Hartz-IV-Niveau liegt. Dem Mietwucher sei Dank.

Eine Million Haushalte betroffen

Die Daten der Studie stammen zwar aus den Jahren 2014/2015, spiegeln nichtsdestotrotz die Lage von Bestandsmietern wider. Und besser geworden ist es in der Zwischenzeit ganz gewiss nicht. Eher im Gegenteil. Die Situation am Wohnungsmarkt ist katastrophaler denn je. Singles finden fast überhaupt keinen Wohnraum mehr und Familien teilen sich ein paar Zimmer, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben – und das zu Mieten, die ständig nach oben geschraubt werden.

Daran hat der zahnlose Tiger namens Mietpreisbremse bislang gar nichts ändern können. Die Situation ist inzwischen so prekär, dass die hohe Miete einer Million Haushalte weniger zum Leben lässt als der Regelsatz für Hartz IV vorsieht. Der Präsident des Sozialverbandes Deutschland, Adolf Bauer, bringt es auf den Punkt: „Die Mietpreisentwicklung vertieft die soziale Spaltung in unserer Gesellschaft.“

Miete kostet 46 Prozent des Einkommens

Im Schnitt zahlt die Hälfte der Haushalte in Deutschland mindestens 29 Prozent des Nettoeinkommens für die Kaltmiete. Liegt das Gehalt unter 1.300 Euro pro Monat, steigt der Anteil für die „nackte“ Miete auf 46 Prozent. Im Gegensatz dazu bringen Besserverdiener mit einem Einkommen oberhalb von 4.500 Euro lediglich 17 Wohnen fürs Wohnen auf.

Belastet werden jedoch nicht nur ärmere Haushalte. Auch Alleinerziehende, Rentner und Menschen mit Migrationshintergrund, geringer Bildung sowie Singles müssen kämpfen, um die Miete berappen zu können. Das liegt nicht nur am Einkommen. Teils ist es schlichtweg Schikane seitens der Vermieter, so der Sozialwissenschaftler und Studienautor Stephan Junker.

Zu wenig bezahlbarer Wohnraum

Das größte Aufgabenfeld ist der fehlende Wohnraum. Es mangelt derzeit, so die Schätzungen, an 1,9 Millionen Einheiten. Dadurch leben vor allem ärmere Haushalte in unsicheren Mietverhältnissen. Dieses Problem wird in Zukunft noch gravierender, wenn die Altersarmut um sich greift. Dabei fehlen nicht nur kleine, sondern auch größere Wohnungen für Familien.

Lösungsansätze gibt es viele. Der Sozialverband möchte mehr Sozialwohnungen. Das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln spricht sich für ein höheres Wohngeld aus. Auch der Sprecher der Grünen im Bundestag, Chris Kühn, sieht den besseren Weg darin, Hartz-IV-Empfängern mehr Wohngeld zu zahlen. Gleichzeitig muss aber auch die Mietpreisbremse klar angezogen werden.

Der Vorsitzende der Konferenz der Unions-Fraktionschefs in den Landtagen und im Bundestag, Mike Mohring, mahnt: „Wenn immer mehr Menschen nach Abzug der Miete weniger als die Grundsicherung haben, muss das Thema mit höchster Priorität in der nächsten Sitzungswoche des Bundestages von den Regierungsfraktionen behandelt werden.“

Bildquelle: pexels.com via Guilherme Salviano