Arbeitslosengeld II ist eine finanzielle Grundsicherung, die das Überleben sichern soll – mehr aber auch nicht. Geht beispielsweise der Kühlschrank kaputt, stehen Hartz IV Bezieher schnell vor einem Problem, denn zum Sparen bleibt am Ende des Monats selten etwas übrig. Aus Gründen wie diesem erhielten 2015 im Schnitt 16.761 Personen pro Monat ein Darlehen beim Jobcenter – 2014 waren es sogar 18.746. Diese Zahlen hat die Bundesagentur für Arbeit nun auf Anfrage von Sabine Zimmermann – stellvertretende Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion – herausgegeben.
Darlehen beim Jobcenter
Sofern es sich um absolut notwendige Anschaffungen handelt und die Betroffenen keinerlei Möglichkeit haben, diese aus eigener Kraft zu finanzieren, gewährt das Jobcenter Kredite auf der Grundlage des Sozialgesetzbuch II. Um ihre Schulden zu tilgen, müssen betroffene Hartz IV Bezieher anschließend auf zehn Prozent ihrer Grundsicherungsleitung verzichten, was wiederum zu finanziellen Engpässen führen kann.
7,2 Millionen Euro an Krediten
Das Erschreckende an den neuen Zahlen ist jedoch, dass die Darlehenssummen im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigen: Während es in 2010 noch durchschnittlich 259 Euro waren, die benötigt wurden, lag der Wert in 2013 bereits bei 341 Euro. In 2014 im Schnitt bei 365 Euro und im vergangenen Jahr 2015 stieg der Kredibedarf auf ganze 430 Euro.
Bei der Vergabe von Darlehen ist das Jobcenter 2015 im Gesamtvolumen auf 7,2 Millionen Euro gekommen. Harsche Kritik zu den nun bekanntgewordenen Zahlen kommt von Sabine Zimmermann, die die Bundesagentur überhaupt erst nach den Darlehenssummen gefragt hatte: Durch die Gewährung der Darlehen erbringe das Hartz IV System selbst den Beweis, dass die Regelleistungen prinzipiell viel zu niedrig angesetzt seien. Sie fordert, dass die Leistung so ausgestaltet seien müsse, dass unabdingbare Anschaffungen auch getätigt werden könnten, ohne sich dafür verschulden zu müssen, denn das sei auch eine Frage der Würde und des Anstandes gegenüber den Betroffenen.