Familien mit Kindern im Hartz IV Bezug sollen es nach dem Willen des neuen BA-Vorstandsmitglieds, Detlef Scheele, künftig noch schwerer haben. Scheele hat sich dafür ausgesprochen, Eltern im Hartz IV Bezug in eine „fürsorgliche Belagerung“ zu nehmen.
Mit seinem Vorhaben, Eltern künftig zu belagern, stellt das neue Mitglied des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit (BA), Mütter und Väter unter Generalverdacht, keine Lust zu haben, eine Beschäftigung aufzunehmen. So will er mit seiner seltsamen Initiative erreichen, dass Eltern ihren Kindern ein Vorbild sind. „Kinder müssen erleben, dass ihre Eltern mit oder vor ihnen aufstehen, dass es normal ist, aus dem Haus und zur Arbeit oder zur Schule zu gehen. Notfalls sind dafür Hausbesuche nötig“, erklärte Scheele gegenüber der Süddeutschen Zeitung (Montagsausgabe).
Inhaltsverzeichnis
Druck auf Eltern muss wachsen
Gründe für Arbeitslosigkeit gibt es viele, daher ist es ein sehr fragwürdiges Vorhaben, noch mehr Druck auf Eltern auszuüben, indem permanent das Risiko von Hausbesuchen besteht oder Elternteile in „beschäftigungsfördernden Maßnahmen“ gesteckt werden können. Der ehemalige Hamburger Sozialsenator, der seit Oktober des letzten Jahres Mitglied des Vorstandes der BA ist, spricht davon, alles zu unternehmen, um die „Vererbung von Langzeitarbeitslosigkeit“ zu verhindern.
Diskriminierung: Strafantrag gegen BA-Chef gestellt
Ein alleinerziehender Vater aus Leipzig lässt sich die diskrimierenden Worte von Detlef Scheele nicht gefallen und stellte unterdessen einen Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft Dresden wegen
- Volksverhetzung
- Beleidigung
- übler Nachrede
- Verleumdung
Unter anderem begründet der Vater seinen Strafantrag damit, das Scheeles Aussagen der Öffentlichkeit suggerieren würden, alleinerziehende Eltern wären grundsätzlich zu faul zum arbeiten oder, dass es genügend familien- und kindgerechte Arbeitsplätze gibt, die von alleinerziehenden Eltern besetzt werden können.
Realität sieht anders aus
Die Worte des BA-Chefs treffen Hartz IV Betroffene hart, wenn man bedenkt, dass die meisten Eltern im Hartz IV Bezug alleinerziehende Mütter sind. Dabei darf man nicht pauschal unterstellen, dass sie keine Lust haben zu arbeiten, sondern – meist neben einem Minijob – aufgrund der Kindeserziehung keine Zeit haben, einer regulären Beschäftigung nachzugehen.