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Verwaltungskosten des „Hartz IV Systems“ auf Rekordhoch

Die Verwaltungskosten des Hartz IV Systems waren im vergangenen Jahr auf einem Höchststand. In 2014 sind die Kosten des Bundes für die Grundsicherungsleistung nach dem SGB II auf insgesamt 4,7 Milliarden Euro gestiegen und damit um 200 Millionen mehr als noch im Jahr 2013. Je Hartz IV Leistungsempfänger beliefen sich die Kosten in 2014 auf 1.069 Euro und damit 53 Euro mehr als noch im Vorjahr, wo sie bei 1.016 Euro lagen. Im Jahr 2011 lagen die Kosten sogar insgesamt bei nur 940 Euro je erwerbsfähigen Hilfebedürftigen.

Die Zahlen basieren auf einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Grünen, über die die „Bild“ berichtet.

Jobcenter Mitarbeiter überlastet

Die rund 46.000 Mitarbeiter in den Jobcentern sind überlastet. Je nach Region und Stadt hat jeder Mitarbeiter einer unterschiedliche Anzahl an Hartz IV Empfängern zu betreuen (sog. Betreuungsschlüssel). Sind es beispielsweise in Coburg 73 Leistungsempfänger je Jobcenter Mitarbeiter, müssen in Flensburg mit über 150 Leistungsempfängern die Sachbearbeiter mehr als das doppelte Pensum schaffen.

Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff machte mit seiner Dokumentation „Team Wallraff“ vor einigen Wochen auf die desolaten Missstände in den Jobcentern aufmerksam. Mitte des letzten Monats veröffentlichte „Focus Online“ mit Bezug auf dieses Dokumentation eine kleine Statistik zu den verschiedenen Betreuungsschlüsseln. Absoluter Spitzenreiter war die Stadt Calw, wo 444 Hartz IV Leistungsempfänger von nur einem Mitarbeiter betreut werden.

Jobcenter mit den schlechtesten Betreuungsschlüsseln

Calw 444
Starnberg 146
Ostallgäu 135
Wesermarsch 132
Leverkusen 117
Paderborn 117
Haßberge 113
Main-Tauber-Kreis 109
Nürnberger Land 108
Rhein-Sieg-Kreis 107
Mettmann 107

Jobcenter mit den besten Betreuungsschlüsseln

Vorpommern-Greifswald Nord 40
Saale-Orla-Kreis 42
Vbaden-Baden 42
Bamberg 42
Bad Kissingen 43
Hohenlohekreis 43
Erlangen-Höchststadt 43
Weimarer Land 44
Weimar 45
Schwäbisch Hall 45
Gotha 46

Zu wenige Jobvermittler in den Jobcentern

Anfang April berichtete die „Rheinische Post“ mit Bezug auf interne Daten der Bundesagentur für Arbeit, dass die gesetzlichen Vorgaben in den Jobcentern nicht eingehalten werden und die Realität von den offiziellen Angaben stark abweicht. Die gesetzlichen Vorgaben sehen bei Fallmanagern einen Betreuungsschlüssel von 75 bei Hartz IV Empfängern unter 25 Jahren vor, bei über 25 Jährigen einen Schlüssel von 150. Nach Angaben der „Rheinischen Post“ liegen die durchschnittlichen Werte bei 145 Erwbslosen je Jobcenter Mitarbeiter, bei Älteren sogar bei 195.

Dies kritisierte auch Sabine Zimmermann von der Linksfraktion und warf der Bundesagentur für Arbeit vor, die Zahlen zu „schönen“. Sie warnt, dass „Jobcenter keine Verwahrstationen sein dürfen.“

http://www.rp-online.de/wirtschaft/in-den-jobcentern-arbeiten-zu-wenig-vermittler-aid-1.4985956

http://www.focus.de/finanzen/news/arbeitslosengeld/hartz/ansturm-auf-job-center-in-dieser-stadt-betreut-ein-fallmanager-444-arbeitslose-jugendliche_id_4519992.html