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Hartz IV Maßnahme: Taubenkot mit Spachtel beseitigen

Dass Ein-Euro-Jobs einen so schlechten Ruf genießen ist vor Allem der Zweckmäßigkeit für den Hartz IV Empfänger geschuldet. Meist handelt es sich nur um Maßnahmen, die dem Zeitvertreib dienen und den Langzeitarbeitslosen beruflich kaum bis gar nicht voran bringen. So auch ein Fall aus Moers, wo sich Hartz IV Empfänger im Rahmen einer Ein-Euro-Job Maßnahme um ein Taubenhaus kümmern müssen und unter Anderem Kot mit Spachteln vom Boden und Brettern kratzen müssen.Für den Taubenschlag, der vor zehn Jahren am Moerser Güterbahnhof eingerichtet wurde und von der Fachwerk Kreis Wesel gGmbH betrieben wird , stehen zwölf Plätze für Langzeitarbeitslose zur Verfügung, die vom Jobcenter vermittelt werden können. 500 Tauben sind eingenistet und produzieren etwa 25 Liter Kot und Futterreste täglich, die von Teilnehmern des Ein-Euro-Jobs entfernt werden müssen. Im Regelfall dauert die Maßnehme ein halbes Jahr. Neben der Reinigung und Pflege der Tiere stehen auch handwerkliche Arbeiten wir Reparaturen und Bau von weiteren Taubenhäusern für andere Kommunen sowie private Auftraggeber oder Unternehmen auf dem Plan.

Die Hartz IV Empfänger in der Maßnahme müssen aber auch ausrücken, um Tiere von Grundstücken und Gebäuden zu entfernen. So hatte eine Taubenschar den Dachboden eines Moerser Hotels besetzt, so dass die Langzeitarbeitslosen diese „entfernen“ mussten.

Martin Oswald, einer vom Anleiterduo der Maßnahme versichert gegenüber der „RP“:“Die Leute sind gerne hier“. Auch die Tauben fühlen sich im Schlag am Güterbahnhof – der mit 500 Tieren seine Kapazitätengrenze erreicht hat – wohl. „Sie sind faul und bleiben da, wo Futter ist“, so Oswald weiter. Täglich bekommen die Tauben frisches Futter und legen sie Eier, werden diese von den Ein-Euro-Jobbern gegen Plastikeier ausgetauscht, um die Population der Tiere einzudämmen.

Mehr Taubenschläge für Ein-Euro-Jobs

Dem Bürgermeister, Christoph Fleischhauer (CDU), der sich das Projekt angeschaut hat, gefällt der Gedanke von Arbeitslosenhilfe und Stadtverschönerung. Er zieht es in Erwägung, ähnliche Einrichtungen auch in anderen Stadtteilen einzuführen. Die Kosten im aktuellen Projekt belaufen sich auf jährlich 22.000 Euro, was beim Einsatz von Hartz IV Empfängern allerdings kein Wunder ist, die mit geringem „Lohn“ abgespeist werden. Der Nutzen für die Langzeitarbeitslosen für ihren weiteren beruflichen Werdegang ist an dieser Stelle mehr als in Frage zu stellen.

Gegenüber der „RP“ erklärte Fachwerk gGmbH Geschäftsführerin Corinna Artus, dass für eine Erweiterung des Projektes ein Auftrag von der Stadt erteilt werden müsse. Voraussetzung für eine Erweiterung des Taubenschlag-Projekts ist also das Mitziehen des Jobcenters. Für das aktuelle Jahr sei aber nichts mehr zu machen, so Angela Preuß, stellvertretende Bereichsleiterin des zuständigen Jobcenters Kreis Wesel. Was die Zukunft bringt, „müsse man gucken“, so Preuß.

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