Eine Inszinierung in der durchaus realitätsfremden Realityshow „Mitten im Leben“ (RTL-Nachmittagssendung) kostet nun eine Familie fast 1.000 Euro an monatlichen Hartz IV Leistungen. Nachdem ein Sachbearbeiter die siebenfache Mutter mit dem noch-Ehemann in der Sendung gesehen hatte, flatterter ein Kürzungsbescheid ins Haus. Obwohl die Frau bereits von ihrem Mann getrennt lebt und dieser auch eine eigene Wohnung hat, ist die Sendung durch die Produktionsfirma so geschnitten worden, als würde die Familie noch gemeinsam leben.
Der zuständige Sachbearbeiter des Jobcenters hat die Sendung wohl zu ernst genommen (davon ist strikt abzuraten!) und war der Meinung, dass es sich bei den Beiden um eine Einstandsgemeinschaft handle. Demzufolge würden die Leistungen wieder gemeinsam berechnet, die für eine gemeinsame Bedarfsgemeinschaft gezahlt werden sollen, obwohl diese gar nicht vorliegt.
RTL stellte klar, dass es sich bei „Mitten im Leben“ um sog. „Scripted TV“ handelt. Wenn überhaupt, sind nur einige Handlungen echt, ansonsten handelt die Sendung nach einem Drehbuch. Vorwiegend werden die Darsteller eher im negativen Licht dargestellt – alles im Sinne der Quote. Viele Darsteller müssen sich nach Ausstrahlen der Sendung dem öffentlichen Spott aussetzen.
Abgesehen vom Spott der Öffentlichkeit hat die Ausstrahlung aber für die siebenfache Mutter Nicole S. und ihren noch Ehemann Thorsten weitere Konsequenzen. Das Amt kürzte Nicole monatlich 450 Euro und Thorsten 500 Euro an Hartz IV Leistungen. Insgesamt fehlen Beiden 950 Euro, so die Protagonistin der Sendung.
Wie Frau S. klarstellt, sei das „Zusammenwohnen“ nur auf Anweisung der Regie gestellt worden. Beide leben schon seit längerem nicht mehr zusammen. Aber aufgrund des Drehbuchs und des Zusammenschnitts wird ein gemeinsames Familienleben insziniert, welches die Familie jetzt finanziell noch mehr in Bredouille bringt.
Gegen den Kürzungsbescheid des Jobcenters will Frau S. nun vorgehen und hat einen Rechtsanwalt mit diesem Fall betraut.