Wenn selbst Experten Probleme damit haben, die Briefe der Jobcenter auf Anhieb zu verstehen, ist es an der Zeit, etwas zu ändern. Die Erkenntnis der Bundesagentur für Arbeit (BA) kommt zwar etwas spät, aber immerhin. Künftig sollen die Schreiben freundlicher und verständlicher formuliert werden – auch, um die Zahl der Widersprüche zu reduzieren.
Martin Behrsing vom Erwerbslosenforum NRW kennt die Problematik: „Viele Arbeitslose scheitern schon an der Formulierung.“ Amtsdeutsch und gestelzte Sätze sollen deshalb der Vergangenheit angehören. Die vorhandenen Textbausteine wurden daher überarbeitet und der Höflichkeit halber um Ausdrücke wie „bitte“ und „leider“ ergänzt. Das soll die Akzeptanz der Arbeit in den Jobcentern erhöhen, erklärt BA-Vorstand Heinrich Alt. Er geht davon aus, dass viele Hartz-IV-Empfänger nur deshalb Widerspruch einlegen, weil sie die Schreiben nicht verstehen.
Der Schuss könnte allerdings auch nach hinten losgehen. Experten wie Martin Behrsing rechnen vielmehr damit, dass sich weit mehr Leistungsempfänger trauen, gegen die Bescheide vorzugehen, wenn sie den Inhalt erfassen können. Das sorge aufseiten der Jobcenter für mehr Druck, an der Qualität zu arbeiten. Dazu gehöre auch eine bessere Kommunikationskultur in den Behörden, so Sprachwissenschaftlerin Michaela Blaha von der Ruhr-Uni Bochum.