Die Forderung „wer arbeitet, muss mehr haben, als jemand, der nicht arbeitet“, hat FDP-Chef Guido Westerwelle beinahe gebetsmühlenartig wiederholt und damit eine schier endlos scheinende Debatte ausgelöst. Dabei haben Arbeitnehmer laut Berechnungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes schon jetzt mehr im Portmonee als Hartz-IV-Empfänger.
Aus den 196 Beispielrechnungen geht klar hervor, dass selbst im Niedriglohnsektor mehr Geld zur Verfügung steht als bei Hartz IV. Ausgehend von einem Mindestbruttolohn von 5,90 Euro seien es je nach Haushaltstyp zwischen 260 und 900 Euro. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, sagt daher ganz klar: „Wer arbeitet, hat immer mehr.“ Mit einem Bruttogehalt von 1.600 Euro könne eine alleinstehende westdeutsche Verkäuferin rund 400 Euro mehr ausgeben als eine Hartz-IV-Empfängerin, nennt er ein klassisches Beispiel.
Unverständlich ist für Ulrich Schneider, wie die Zahlen bei den bisherigen Berechnungen zustande gekommen sind. Das Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler hatte für eine Familie mit zwei Kindern bei einem Alleinverdiener mit einem Bruttogehalt von 1262 Euro ein verfügbares Einkommen von 1.375 Euro ermittelt. Eine Hartz-IV-Familie hätte 1653 Euro. Unberücksichtigt blieb dabei aber die Möglichkeit, das Einkommen vom Staat aufstocken zu lassen, mit 268 Euro. Inklusive aller möglichen Leistungen wie Wohngeld und Kinderzuschlag sei sogar ein Einkommen von 1925 Euro möglich.
Für den Paritätischen Wohlfahrtsverband sind die bislang präsentieren Beispiele eher dubios. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier mit fehlerhaften Berechnungen Klima und Politik gemacht werden sollen“, so Schneider. Wenn, dann müssten alle Zahlen auf den Tisch. Für die Zukunft wünscht man sich, dass die Mindesteinkommensgrenze für den Kinderzuschlag fällt. Das sei sinnvoller und erreiche mehr Menschen als eine niedrigere Einkommenssteuer.